Umsätze mit 5G erreichen 2020 schon über 4 Milliarden Dollar
3. September 2019Umsätze mit 5G erreichen 2020 schon über 4 Milliarden Dollar
New York, 3.9.2019
Das amerikanische Marktforschungsunternehmen Gartner geht davon aus, dass der weltweite Umsatz mit 5G – Equipment bis 2020 auf 4,2 Milliarden Dollar ansteigt – 89 Prozent mehr als erwartet.
Die Analysten schätzen, dass die Mobilfunkausrüster in diesem Jahr gerade einmal sechs Prozent ihrer gesamten Einnahmen mit 5 G – Technik machen werden. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass derzeit weltweit lediglich sieben Prozent aller Mobilfunkanbieter 5 G im Einsatz haben. Dazu gehören aktuell nur Teile der USA, Südkorea und einigen europäische Länder – darunter die Schweiz, Finnland und Großbritannien.
Außerdem, so Sylvain Fabre, Senior Research Director bei Gartner, setzen die Netzbetreiber bei ihren aktuellen 5 G- Deployments keine eigenständige Technik ein, weil das 5 G-NR-Equipment (New Radio) parallel zur bestehenden 4 G – Kernnetzinfrastruktur ausgerollt werden kann. Auch so können schneller 5G-Dienste angeboten werden.
Ab 2020 wollen die Mobilfunkanbieter dann eigenständige 5 G – Technologie einführen. Dafür sind das 5G-NR-Equipment und ein 5G-Kernnetz erforderlich. Die Netzbetreiber versprechen sich davon niedrigere Betriebskosten und eine bessere Performance für die Kunden. Gleichzeitig sollen davon auch die Netzausrüster profitieren, da sich dadurch die 5G-Umsätze mit 4,2 Milliarden Dollar im Jahresvergleich nahezu verdoppeln. Für 2021 rechnet das Analystenhaus mit einem weiteren Anstieg auf 6,8 Milliarden Dollar.
Obwohl Endanwender das wichtigste Kunden – Segment sind, geht Gartner davon aus, dass die Netzbetreiber zunehmend auch 5G-Dienstleistungen für Unternehmen anbieten werden. So erwarten die Analysten, dass sich das mobile Ökosystem mit 5G auf neue Bereiche wie Smart Factory , autonomes Fahren, Remote Healthcare, Landwirtschaft und den Einzelhandel ausdehnt.
Große Potenzial haben laut Gartner auch private Netze für indstrielle Anwender. Dieses Segment stecke noch in den Anfängen, doch Anbieter, Aufsichtsbehörden und Standardisierungsgremien hätten bereits Vorbereitungen getroffen. So sei in Deutschland etwa das 3,7-GHz-Band für private lokale 5 G – Netze reserviert, in Japan das 1,9-GHz-Band.
Die führenden Mobilfunkausrüster gehen sehr unterschiedliche Wege. So arbeitet Ericsson bevorzugt mit Mobilfunkanbietern zusammen, um Unternehmen Campus-Netze auf Basis von LTE und 5 G anzubieten – optional mit Hand-over ins öffentliche Mobilfunknetz. Eine entsprechende strategische Partnerschaft mit der Telekom beim Bau von Campus-Netzen für die Industrie wurde erst kürzlich bekannt gegeben. Nokia hat ein Portfolio entwickelt, das es großen Industrieunternehmen ermöglicht, direkt in ihre eigenen privaten Netzwerke zu investieren.
Aus Sicht des Gartner-Analysten gibt es rund um das Thema private 5G-Netze aktuell aber noch ein gewisses Verständnisproblem zwischen Anbietern und Anwendern. So müssten die Netzausrüster und Netzbetreiber noch genauer herausfinden, wo 5G im Industrieumfeld eingesetzt werden kann – und wie sie den Unternehmen den Einsatz schmackhaft machen. „Im Zentrum der Überlegungen der Unternehmen steht immer die Frage: Kann ich das besser und billiger mit 5G machen?“, erklärte Fabre. Gehe es etwa darum, wie Unternehmen die geringe Latenzzeit von 5G für das Platooning von LKWs nutzen, um damit den Kraftstoffverbrauch der Flotte zu reduzieren, müssten die Anbieter die Einsparungen in Dollar ausrechnen.
„Die Industrie muss überzeugt werden, wie man mit 5G Geld sparen kann“, erklärte Fabre. Es brauche jedoch Zeit, um zu entdecken, wo 5G Sinn macht. Hinzu komme, dass das aktuelle 5G-Release 16 primär eine höhere Bandbreite ermöglicht, während Funktionen wie eine hohe Verfügbarkeit und sehr geringe Signallaufzeiten (Latenz) erst ab Juni 2020 erwartet werden. Der Gartner-Analyst empfiehlt Herstellern und Betreibern bis dahin, bereits mit LTE mögliche Anwendungsfälle zu vermarkten und den Industriekunden eine schmerzlose Migration auf 5G anzubieten. Nach dem Motto: Diese Anwendungsfälle lassen sich bereits heute umsetzen und in der Zukunft wird das gleiche Szenario noch besser.