Fabrik der Zukunft –  Cool aber langweilig?

Fabrik der Zukunft – Cool aber langweilig?

1. April 2019 0 Von Horst Buchwald

Messerundgang in Hannver Teil 3

Von Horst Buchwald

Stille. Kein Quitschen, kein Hammerschlag, kein ohrenbetäubendes Zischen, kein Mensch ruft nach einem anderen, kein gestresster Abteilungsleiter, der durch die Halle streift…zu sehen ist ein schwarzes Gerät, sieht aus wie ein Roboter, dann stehen da noch ein paar Dinger herum, die man auch als „Schränke“ bezeichnen könnte. Das soll die Fabrik der Zukunft sein? Stille, kein Mensch plus ein paar Schränke? Fabrik…?

Doch dann leuchtet der Boden plötzlich auf – und es bildet sich eine Leuchtspur. Einer dieser Schränke beginnt kurz zu blinken, als hätte er einen Auftrag erhalten und fährt nun auf dieser Leuchtspur in die Mitte der Halle.Sein Ziel steht wohl auf der gegenüberliegenden Seite. Dort, in der Nähe des Roboters, der einige „ Pakete“ blitzschnell und sicher auf einen anderen Schrank verlädt. Schrank Nr. 1 steuert auf sie zu. Eilig hat er es nicht gerade. Aber er macht immerhin keinen Krach. Nun kommt noch ein dritter Schrank ins Spiel. Auch er macht mit seiner Lichthupe kurz „Blink , Blink“ bevor er auf lautlosen Sohlen losschleicht. Sein Ziel ist ein Container. Den hebt er kurz an und transportiert ihn an einen anderen Platz. Dabei kommt der Transporter dem ersten Schrank in die Quere. Zusammenstoß? Nein, es geht alles glatt. Die machen „Blink“, „Blink“ als würden sie sich kurz verständigen und gleiten aneinander vorbei.

Soweit eine Beschreibung, ohne den technischen Background. Ein Schüler aus der 3. Klasse meinte nur: „ Cool, aber langweilig“.

Langweilig?

Die „Fabrik der Zukunft“ noch mal anders gesehen:

Die Bosch-Fabrik ist ein Zusammenspiel von mehreren Elementen:

am Anfang steht ein 3 D- Drucker von BigRep (dieses Unternehmen ist führend in der Herstellung von großformatigen 3D-Druckern). Er löst den Fertigungsprozeß aus. Der Ablauf ist dann folgender:

der Aktive Shuttle („Schrank“), das ist ein autonomer Transporter, erhält einen Transportbefehl. Er kann sämtliche Gegenstände und Materialien von der Produktion ins Lager oder umgekehrt transportieren oder eben dorthin, wo es gebraucht wird. Das können Lasten von bis zu 260 kg sein. Auch das Auf- und Ablegen sowie die Einlagerung regelt er. Weil er mit einem Laserscanner ausgestattet ist, findet er seinen Weg von ganz allein. Zugleich ist er lernfähig. Denn er erstellt auf jedem seiner Wege eine Karte der Halle, des Lagers und anderer Räume sowie der Gegenstände darin und passt sie immer wieder an.

 

 

Diese Prozesse laufen völlig autonom ab. Wie ist das möglich?

Der Schlüssel dafür heißt „NExeed Track and Trac“. Das ist ein intelligentes Softwarprodukt aus der Softwareeinheit von Bosch, die den Namen Bosch Connected Industry trägt. Mit Nexeed können die Logistiker also jederzeit den Status einsehen und somit erkennen, ob der Gegenstand (oder die Ware) pünktlich geliefert wird. Mit Nexxeed wurde die Produktivität an einigen Standorten um bis zu 25 Prozent gesteigert und die Lagerbestände um bis zu 30 Prozent verringert. Mehr noch: auch die Flexibilität in den Werkhallen kann man mit Hilfe dieser Software verbessert werden – z. B. indem Maschinen schneller umgerüstet werden. Das ist vor allem dann wichtig, wenn eine kundenindividuelle Produktion gefragt ist.

Bosch setzt aber auch dafür auf Software – nämlich Bosch ViPAS. Es basiert auf künstlicher Intelligenz und ermöglicht einen visuelle Qualitätskontrolle. Das heißt: ob Schrauben, Pumpen oder Common Rail Injektoren – alles was der integrierte Roboter greifen kann, wird geprüft. Dank Deep Learning kann er durch das Einlernen von Beispielbildern für immer neue Herausforderungen trainiert werden. Seine Bestandteile sind ein Greifarm, modernste Kameratechnik plus intelligente Software. Wie präzise dieses System arbeitet, zeigen folgende Daten.: Bei 12.000 Prüfvorgängen lag es in 99,9 Prozent der Fälle richtig.

 

 

Alle Elemente in der Fabrik der Zukunft erzeugen jedoch einen ständigen Datenstrom. Damit sie in Echtzeit und zuverlässig blitzschnell übertragen werden, setzt Bosch auf den neun Mobilfunkstandard 5 G . Bosch nennt es das „Nervensystem der Fabrik der Zukunft“ .Mit mehr als 10 Gigabit/Sek. wird in diesem Netz die derzeit höchstmögliche Übertragungsrate erreicht.

Kann man mit dieser Fabrik Geld verdienen oder ist sie nur cool aber langweilig?

In den vergangen vier Jahren setzte Bosch damit 1,5 Milliarden Euro um und ist für die Zukunft sehr optimistisch. In 2022 sollen jährlich über eine Milliarde Euro Umsatz erzielt werden. Cool, aber keineswegs langweilig.