Megvii: Was steckt hinter dem Aufstieg von Chinas Gesichtserkennungs-Giganten?
8. September 2019Megvii: Was steckt hinter dem Aufstieg von Chinas Gesichtserkennungs-Giganten?
Hongkong, 7.9.2019
Das auf Gesichtserkennung spezialisierte chinesische Unternehmen Megvii hat einen Börsengang beantragt. Es ist kein Geheimnis, womit das einstige Startup seine Kasse füllt – nämlich mit seinen Überwachungs – und Sicherheitssystemen. In China ist der Bedarf von staatlicher Seite enorm hoch. Hierzu einige Beispiele.
Wohnprojekte in Peking. Unbekannte Gesichter sind bei öffentlichen Wohnprojekten in Peking unerwünscht. Warum? Damit die illegale Untervermietung verhindert wird, sind die Gesichtserkennungssysteme entsprechend eingestellt. Zugang erhält nur, wer Anwohner ist. Jeder der 59 öffentlichen Wohnstandorte der Stadt soll bis zum Jahresende über diese Technologie verfügen. Das Start-up-Unternehmen Megvii erwähnte außerdem einen Sicherheitsvertrag für ein wichtiges öffentliches Gebäude in einer nicht näher spezifizierten chinesischen Stadt, als es letzte Woche einen Börsengang in Hongkong einreichte.
Das Unternehmen erzielt mit Gesichtserkennung allein einen Umsatz von über eine Milliarde Euro und ist damit eines von vier chinesischen KI-Start-ups, das sich auf diesem Feld schon etabliert hat. Das nächste Ziel ist die Expansion nach Übersee. Auch dort rechnet Megviis mit hohen öffentlichen Aufträgen.
Nach den eingereichten Unterlagen hat Megviis mehr als 1,3 Milliarden Dollar gesammelt, hauptsächlich von chinesischen Investmentfonds und Unternehmen, darunter dem E-Commerce-Riesen Alibaba. Einer der staatlichen VC-Fonds Chinas hat ebenfalls eine Beteiligung und einen Sitz im Vorstand des Startups. Weitere Geldgeber sind die in den USA ansässige Venture-Firma GGV und die Staatsfonds von Abu Dhabi und Kuwait. CB Insights berichtete, dass das Unternehmen Anfang dieses Jahres auf 4 Milliarden Dollar geschätzt wurde. Reuters vermutet, dass seine Börsennotierung mindestens 500 Millionen Dollar einbringen wird.
2018 erzielte das Unternehmen einen viermal so hohen Umsatz wie im Vorjahr – nämlich 1,4 Milliarden Yuan (200 Millionen US-Dollar). Es verzeichnete jedoch auch Verluste von 3,4 Milliarden Yuan (469 Millionen US-Dollar). Das Geschäftsfeld „City IoT“, das Überwachungs- und Sicherheitssysteme wie die Zugangskontrolle für den öffentlichen Wohnungsbau anbietet, erwirtschaftet fast drei Viertel seines Umsatzes und hat Kunden in mehr als 15 Ländern und Gebieten außerhalb Chinas. Diese Abteilung bietet auch Software an, die Verkehrsdelikte oder sich ändernde Verkehrsströme auf Video erkennen kann.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnte der Umsatz außerhalb Chinas von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 4,9 Prozent seines Umsatzes erhöht werden. Demnächst ist die Eröffnung von Büros für von Joint Ventures in Japan, Singapur, Thailand und im Mittleren Osten geplant.
Megvii wurde 2011 von Yin Qi und zwei Freunden der Pekinger Elite Tsinghua University gegründet. Der Name des Unternehmens steht für „mega vision“ – auch die grobe Übersetzung des chinesischen Namens 旷视.