Novartis und Microsoft schließen eine fünfjährige KI – Allianz
2. Oktober 2019Novartis und Microsoft schließen eine fünfjährige KI – Allianz
Basel, 2.10.2019
Microsoft soll dazu beitragen, das Novartis die Vielzahl der Daten, die aus seinen Laborexperimenten, klinischen Studien und Produktionsanlagen gewonnen werden, besser verstehen und nutzen kann.
Für Microsoft bietet die Partnerschaft mit Novartis die Möglichkeit, seine KI-Technologie für präzise Anwendungen wie in der CAR-T-Therapiefertigung sowie im Maßstab eines globalen Unternehmens zu testen. Ihre Vereinbarung sei eine Allianz, die dem Technologieunternehmen ebenso zugute komme wie dem Arzneimittelhersteller. „Es ist wirklich eine gleichberechtigte Partnerschaft“, sagte Bertrand Bodson, Chief Digital Officer bei Novartis, in einem Interview mit BioPharma Dive. „Es ist absolut keine Lieferantenbeziehung.“
Die Mitarbeiter der beiden Unternehmen werden am Hauptsitz von Novartis in Basel, Schweiz, im Servicezentrum von Novartis in Dublin, Irland, und im Forschungslabor von Microsoft in Großbritannien zusammenarbeiten.
Zunächst wollen sie sich auf die Behandlung von altersbedingten Makuladegeneration und auf die Verbesserung der Herstellung von CAR-T-Krebstherapien konzentrierten. Durch ein neu geschaffenes KI-Innovationslabor hoffen sie , KI-basierte Anwendungen in der gesamten Novartis Organisation zugänglich und nutzbar machen zu können.
Für Novartis CEO Vas Narasimhan sind digitale Daten ein wichtiger Bestandteil bei der Umwandlung des Schweizer Arzneimittelherstellers in ein „führendes Pharmaunternehmen.“
Novartis schätzt, dass in den letzten zwei Jahrzehnten Daten über klinische Studien im Wert von 2 Millionen Patientenjahren gesammelt wurden, während die Labors Daten über 1,5 Millionen chemische Verbindungen speichern.
Das Problem sei nicht nur das überwältigende Datenvolumen , schrieb Peter Lee, Leiter von Microsoft Healthcare, in einem Blogbeitrag, der die Partnerschaft ankündigte.
„Ein Großteil der Informationen liegt in Form von unstrukturierten Daten vor, wie z.B. Forschungslabornotizen, medizinische Zeitschriftenartikel und klinische Studienergebnisse, die typischerweise in getrennten Systemen gespeichert werden.“ Novartis und Microsoft werden sich bemühen, diese Hürden in drei Bereichen zu überwinden – zwei spezifischen und einem breiten. So wollen die Unternehmen beispielsweise bei der altersbedingten Makuladegeneration mit Hilfe der KI Bilder von Patientenaugen scannen und nach Mustern suchen, die den Weg für eine personalisiertere Dosierung ebnen könnten.
„Wir haben Tausende und Abertausende von OCT-Scans“, sagt Bodson und bezieht sich auf ein bildgebendes Verfahren namens optische Kohärenztomographie. „Das ist ein schöner Input für die KI, denn einer der einfachsten Bereiche für die Mustererkennung und Patientenstratifizierung ist die Bildgebung.“
Auf der Agenda steht auch die Nutzung der KI zur Verbesserung der Herstellung von CAR-T-Zellen, ein zeitaufwändiges und ressourcenintensives Unterfangen, das Novartis Kopfschmerzen bei der kommerziellen Einführung seines Medikaments Kymriah (Tisagenlecleucel) bereitet.
Novartis und Microsoft planen auch, die KI auf die generative Chemie anzuwenden, um mit Hilfe von Advanced Computing bessere Medikamente zu entwickeln.
„Typischerweise müssen wir nacheinander viele Moleküle entwerfen, um den richtigen Zweck zu erfüllen“, sagt Bodson. „Wir hoffen, diesen Prozess zu beschleunigen und zu verbessern, damit wir Moleküle erzeugen können, die aus chemischer Sicht die höchste Wahrscheinlichkeit haben, sich auf die richtige Weise zu binden, um die richtige Struktur zu haben.“
Die Zusammenarbeit mit Microsoft passt gut zu Narasimhans Vision für Novartis. Eine weitere Säule des Plans des CEO zum Aufbau eines führenden Pharmaunternehmens ist die Entwicklung komplexer Medikamente wie Kymriah oder dessen Gentherapie Zolgensma (onasemnogene abeparvovec).
Dort sind Narasimhan und Novartis jedoch in einen regulatorischen Skandal verwickelt, der die Übermittlung manipulierter Daten an die Food and Drug Administration beinhaltet. Eine Untersuchung ist im Gange und könnte zu Strafen für das Unternehmen führen.