KI-Supermacht  – Wer hat die Nase vorn?  Teil 5

KI-Supermacht – Wer hat die Nase vorn? Teil 5

15. Juli 2019 0 Von Horst Buchwald

KI-Supermacht – Wer hat die Nase vorn? Teil 5

Verschärfter Kampf um hochrangige KI-Talente

Von Horst Buchwald

China läutet eine neue Runde im Kampf der KI- Supermächte ein. Wie die „Global Times“ (ein Organ der KP Chinas) heute schreibt, werde sich Peking jetzt verstärkt darum bemühen, das „Wissenschaftler asiatischer Abstammung“, die derzeit in den USA als Folge des Handelskrieges sowie der unbewiesenen Spionagevorwürfe gegen den Mobilfunkkonzern Huawei Probleme bekommen und sich als „Bürger zweier Klasse“ fühlen, „für eine Arbeit in China“ gewonnen werden.

Am vergangenen Wochenende konnte „Global Times“ bereits einen ersten Erfolg verzeichnen:

„ Namhafte chinesische Unternehmen wie Huawei und Tencent erhielten auf einer Konferenz zur Förderung des internationalen Fachaustauschs mehr als 180.000 Lebensläufe aus Übersee und dem Inland. Gastgeber der Konferenz war das chinesische Ministerium für Wissenschaft und Technologie in Shenzhen, Provinz Guangdong, Südchina, am Sonntag und Montag“.

Weil es eher unwahrscheinlich sei, dass die US-Regierung ihr hartes Vorgehen gegen chinesische Forscher demnächst beenden werde, verschaffe dies den Chinesen Zeit. Die werde man nutzen, um „hochrangige Talente von US-Technologieunternehmen und akademischen Institutionen“ für ein Engagement in China zu begeistern.

Auf diesem Gebiet habe sich China „in den letzten Jahrzehnten relativ schleppend“ bewegt. Im Jahr 2018 erteilte das Land 336.000 Arbeitserlaubnisse für Ausländer und erhöhte damit die Zahl der in China arbeitenden Ausländer auf rund 950.000. Diese Zahl sei jedoch zu gering , man brauche dringend mehr qualifizierte ausländische Fachkräfte, um die Wettbewerbsfähigkeit im Hightech-Sektor verbessern zu können.

Der an Schärfe zunehmende Konkurrenzkampf auf den Weltmärkten hätte die USA veranlasst, Beschränkungen für Hightech-Exporte und Investitionen zu erlassen, um gegen chinesische Unternehmen wie Huawei vorzugehen. Dies zwinge China, selber High- tech- Produkte zu entwickeln, anstatt Technologien durch Fusionen und Übernahmen im Ausland zu erwerben. Auf diesem neuen Weg könnten ausländische Fachleute eine wichtige Unterstützung sein. „Wenn chinesische Unternehmen die gleiche Summe Geld investieren, um ausländische Fachleute einzustellen, anstatt Fusionen und Übernahmen in Überseemärkten zu fördern, können sie vielleicht bessere Ergebnisse erzielen“ meint „Global Times“.

China werde seine Wirtschaft weiter nach außen öffnen. Wenn der Gewinn ausländischer Fachleute Priorität habe, müsse das Land seine sozialen Ressourcen, wie das Bildungs- und Gesundheitssystem, für ausländische Arbeitnehmer und ihre Familienangehörigen öffnen und chinesischen und ausländischen Fachkräften die gleiche Behandlung bieten.

Beginnen könne man dieses Vorhaben zunächst in Shanghai und der Guangdong-Hong Kong-Macao- Greater- Bay- Area . Dort werde ein neues Technologie- und Innovationszentrum vom Typ Silicon Valley entstehen.

Ob dieser Plan Aussicht auf Erfolg hat, muss bezweifelt werden. Denn KI – Talente sind weltweit heiß umkämpft. In der vergangenen Woche hat „KI-News“ bereits auf dieses Problem mit zwei Beiträgen aufmerksam gemacht ( s. Dazu die Titel „Weltweiter Mangel an KI-Talenten“ sowie „ Amazon will bis 2025 700 Millionen Dollar für Umschulung investieren).

Wie knapp das Angebot ist, ergibt sich einerseits aus dem von Tencent herausgegebenen „2017 Global AI Talent White Paper“, das sich vor allem auf China im Vergleich zu den Vereinigten Staaten konzentrierte. Danach sind derzeit „200.000 der 300.000 aktiven Forscher und Praktiker“ bereits in der Industrie beschäftigt.

Der „Global Talent Report 2018“ stellte fest, dass es weltweit nur rund 22.000 promovierte Forscher gibt, die in der Lage sind, in der KI-Forschung und -Anwendung zu arbeiten, wobei nur 3.074 Kandidaten auf Arbeitssuche waren. Auch die Zahl der KI-Experten , die auf führenden KI-Konferenzen publizieren und präsentieren und die über ausreichende Kenntnisse der Technologie verfügen, um mit Teams zusammenzuarbeiten, die sie von der Forschung bis zur Anwendung begleiten sei derzeit auf 5400 begrenzt.

Von den 22.000 KI- Experten lebte und arbeitete fast die Hälfte aller Kandidaten (9.010) in den USA. Die Dominanz der USA auf den KI-Talentmärkten ist keineswegs überraschend. Schließlich erhielt allein diese Berufsgruppe insgesamt jährlich Gehälter von fast 650 Millionen Dollar allein in den Vereinigten Staaten. Wobei mehrere US-Unternehmen zusätzliche 1 Milliarde Dollar zur Finanzierung der KI-Entwicklung aufgebracht haben.

Diese Top-Verdiener dürften wohl kaum mit noch höheren Gehältern zu locken sein. Sie kennen die unterschiedlichen Lebensweisen – und qualitäten in Amerika und Asien. Für steht die Aufgabe der persönlichen Freiheit nicht zur Debatte.