Microsoft- Direktorin stellt völlig neues Konzept für das amerikanische Gesundheitswesen vor

Microsoft- Direktorin stellt völlig neues Konzept für das amerikanische Gesundheitswesen vor

28. Oktober 2019 0 Von Horst Buchwald

Microsoft- Direktorin stellt völlig neues Konzept für das amerikanische Gesundheitswesen vor

New York, 29.12.2010

In der aktuellen Ausgabe des Magazins „TIME“ präsentiert Geralyn Miller, Director of AI and Research bei Microsoft ein Konzept für das amerikanische Gesundheitswesen der Zukunft. Es ist nicht nur perfekt sondern auch Nobelpreisfähig.

Miller fordert die Leser zunächst auf, sich eine „nicht allzu ferne Zukunft“ vorzustellen, „in der der Fokus nicht mehr auf Krankheiten liegt, sondern darauf, wie wir gesund bleiben“. Damit provoziert sie eine Reihe von Fragen:. Die entscheidende ist wohl: ist das überhaupt möglich?

Ohne Zweifel ja, denn bei Miller würde sofort nach der Geburt „jeder ein gründliches, facettenreiches Ausgangsprofil erhalten, einschließlich eines Screenings auf genetische und seltene Krankheiten. Dann könnten kostengünstige, minimal invasive Geräte für klinische Zwecke über ihre Lebensdauer hinweg eine Reihe von biometrischen Daten wie Herzfrequenz, Blutdruck, Temperatur und Glukosespiegel genau überwachen, zusätzlich zu Umweltfaktoren wie der Exposition gegenüber Krankheitserregern und Toxinen, Verhaltensfaktoren wie Schlaf und Aktivitätsmuster. Diese biometrischen, genetischen, Umwelt- und Verhaltensinformationen könnten mit sozialen Daten gekoppelt und zur Erstellung von KI-Modellen verwendet werden. Auf diese Weise könnte das Krankheitsrisiko vorhergesagt werden, eine frühzeitige Benachrichtigung über lebensbedrohliche Zustände wie Schlaganfall und Herzinfarkt ausgelöst und vor möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen gewarnt werden“.

Dann ist aber noch lange nicht Schluss. Denn jeder Amerikaner kann davon ausgehen, das seine Gesundheit unter ständiger Kontrolle bleibt. Und das geht so: „ Intelligente Bots könnten über digitale Assistenten oder Smartphones in sein Haus/ seine Wohnung integriert werden, um Symptome zu untersuchen, aufzuklären und zu beraten und sicherzustellen, dass sie die Medikamentenvorschriften einhalten“.

Doch Miller denkt nicht nur an die potentiellen Kranken sondern auch an die häufig überforderten Ärzte. Sie meint, mit Künstlicher Intelligenz könnten auch das Burnout von Ärzten reduziert und die Reichweite von Ärzten in unterversorgten Gebieten erhöht werden. Folgende Möglichkeiten stehen schon jetzt zur Verfügung: KI-Schreiber könnten Ärzten helfen, klinische Notizen zu machen, und Bots könnten medizinischen Expertenteams dabei helfen, sich zusammenzuschließen und herausfordernde Fälle besprechen. Computer Vision könnte Radiologen bei der Erkennung von Tumoren und Dermatologen bei der Identifizierung von Hautläsionen unterstützen. Auch bei Routineuntersuchungen der Augen könnte es eingesetzt werden. Miller betont: „ All dies ist bereits mit der heute verfügbaren oder in der Entwicklung befindlichen Technologie möglich“.

Weil derartig weitreichende Änderungen KI nicht allein bewirken könne, fordert Miller: wir müssen „eine soziale Transformation durchführen, die vertrauenswürdige, verantwortungsbewusste und integrative Richtlinien und Governance in Bezug auf KI und Daten umfasst. Das ist nur möglich, wenn eine effektive, branchenübergreifende Zusammenarbeit, umfassende Schulungen für die Öffentlichkeit, Fachkräfte und Beamte gewährleistet ist“.

Diese Voraussetzungen seien vor allem für die Gesundheitsversorgung relevant, denn sie sei von Natur aus komplex. Schon ein Fehltritt könne schwerwiegende Folgen haben.Eine Herausforderung wird zweifellos sein, „die Rechte des Einzelnen mit der Gesundheit und Sicherheit der Gesamtbevölkerung in Einklang zu bringen und herauszufinden, wie die Ressourcen gerecht und effizient auf geografische Gebiete verteilt werden können“.

Der entscheidende Ausgangspunkt für ihr Konzept seien Daten. Das erläutert sie so: „ Wir müssen also in die Erstellung und Erfassung von Daten investieren und gleichzeitig sicherstellen, dass der durch die Verwendung dieser Daten geschaffene Wert den Personen zufällt, bei denen es sich um Daten handelt. Um die Integrität dieser Daten zu schützen und zu bewahren, benötigen wir vertrauenswürdige, verantwortungsvolle, umfassende gesetzliche und behördliche Richtlinien sowie einen Rahmen für die Unternehmensführung“.

Als Beispiel nennt Miller die DSGVO (Allgemeine Datenschutzverordnung). In der EU trat die DSGVO im Mai 2018 in Kraft und trage bereits dazu bei, dass die Gesundheitsbranche verantwortungsbewusst mit Informationen von Personen umgehe.

Fest stehe zudem, das auch kommerzielle Unternehmen diese Probleme nicht alleine lösen könnten, denn „sie benötigen Partnerschaften mit Behörden, Hochschulen und gemeinnützigen Organisationen“.

Aus all dem folgt für sie: „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Informatiker, Datenwissenschaftler, Mediziner, Juristen und politischen Entscheidungsträger über einschlägige Schulungen sich die einzigartigen Fähigkeiten von KI aneignen und über ein Verständnis der Risiken verfügen werden. Diese Art der Ausbildung kann in Fachgesellschaften wie der American Society of Human Genetics und der American Association for the Advancement of Science stattfinden, die über die erforderliche Reichweite und Infrastruktur verfügen“.

Wichtig sei Vielfalt. Damit meint sie: „ eine Vielfalt der Entwickler, die die Algorithmen schreiben, eine Vielfalt der Datenwissenschaftler, die die Modelle erstellen, und eine Vielfalt der zugrunde liegenden Daten. Das bedeutet, dass wir, um mit AI wirklich erfolgreich zu sein, die Dinge übersehen müssen, die uns historisch auszeichnen, wie Rasse, Geschlecht, Alter, Sprache, Kultur, sozioökonomischer Status und Fachwissen. Angesichts dieser Geschichte wird es nicht einfach sein. Aber wenn wir wollen, dass das volle Potenzial der KI zur Lösung der dringenden Bedürfnisse in der globalen Gesundheitsversorgung genutzt wird, müssen wir dies umsetzen“.