Gewinnt China einen Vorteil bei der künstlichen Intelligenz?
17. November 2019Gewinnt China einen Vorteil bei der künstlichen Intelligenz?
New York, 17.11.2011
„China setzt auf KI und investiert in KI und setzt KI in einem Umfang ein, den kein anderes Land aufbringt“, meint Abishur Prakash, ein Futurist und Autor von Büchern über die Wirkung der künstlichen Intelligenz (KI) auf die Geopolitik.
Während sich die Entwicklung der KI beschleunigt, befürchten einige in den USA, dass die Fähigkeit der mächtigen chinesischen Zentralregierung, Daten zu sammeln und Ressourcen in das Feld zu pumpen, China im Kampf um die technologische Führungsposition Vorteile verschaffen könnte.
Das Land hat Milliardenbeträge für Start-ups angekündigt, Programme zur Werbung für Forscher aus Übersee gestartet und seine Datenpolitik gestrafft. Sie hat Nachrichtenleseroboter und eine KI-gestützte Strategie für die Außenbeziehungen angekündigt.
In den letzten Jahren hat Washington die Aufsicht über chinesische Investitionen verschärft, US-Unternehmen verboten, Geschäfte mit bestimmten chinesischen Unternehmen zu tätigen, und die Strafverfolgung von angeblichem Technologiediebstahl verstärkt. „Was die Trump-Administration macht, ist ein Zeichen dafür, dass sie nun wissen: ihre geopolitische Macht wird neu definiert und rekonfiguriert „, sagte Prakash, der am in Toronto ansässigen Center for Innovating the Future arbeitet. Einige Analysten befürchten , dass die Reaktion der USA (in Form eines Handelskrieges) kontraproduktiv ist und argumentieren, dass die Abschaffung des Zugangs zu US-Mikrochips beispielsweise die chinesischen Bemühungen zur Entwicklung eigener Alternativen beschleunigen würden.
Die Trump-Administration hat Zölle auf chinesische Waren im Wert von Milliarden Dollar erhoben – als Vergeltung für „unfaire“ Praktiken. Das Ziel: Dies soll China daran hindern, sich einen Vorteil im High – Tech-Krieg zu verschaffen. Das Weiße Haus hat die Universitäten aufgefordert, ihre Beziehungen zu chinesischen Partnern zu überprüfen und damit gedroht, Studentenvisa zu beschränken. Sämtliche Maßnahmen werden nach dem Motto „America first“ durchgezogen und zielen darauf ab, die technologische Führungsrolle der USA zu erhalten. Dass China wirtschaftspolitisch betrachtet in eine gleichwertige Position heranwächst, könne ja unvermeidlich sein. Etwas ganz anderes sei es jedoch, wenn dies den Chinesen auf dem Technologiesektor gelinge und die USA ihnen dafür auch noch ihren Markt öffnen heißt es sinngemäß in einer viel zitierten Studie des US-Verteidigungsministeriums von 2018.
Wo macht China Fortschritte?
Während die USA und China darum ringen, von den Fortschritten beim maschinellen Lernen, der Gesichtserkennung und anderen Formen der künstlichen Intelligenz zu profitieren, hat Tom Mitchell einen Platz in der ersten Reihe. Der Professor für Informatik gründete das weltweit erste Forschungszentrum für künstliche Intelligenz in Carnegie Mellon in den USA. Seit 2018 ist er auch Chefwissenschaftler bei Squirrel, einem führenden Tutorenunternehmen in China.
Er sagt, dass die USA mehr Erfahrung im Aufbau von Technologieunternehmen haben, aber China könnte einen Vorteil bei der Nutzung von BIG Data haben, wenn es um KI-Anwendungen geht, die auf großen Datensätzen basieren. Dazu verweist Mitchell auf den medizinischen Bereich.
Und er beklagt erstens: „In den USA haben wir seit über 20 Jahren elektronische Krankenakten, aber wir haben immer noch nicht alle Aufzeichnungen im Land zusammengetragen, um Algorithmen für das maschinelle Lernen darauf anzuwenden.“ Zweitens: „die USA sind durch Datenschutzbedenken gehemmt.“
„In China ist das eine andere Situation. Wenn die Regierung entscheidet, dass sie landesweite elektronische Krankenakten haben wollen, dann wird es passieren.“
Die Folge der nationalistischen Töne
Prof. Mitchell, der an der Nutzung von KI zur Verbesserung der Bildung arbeitet, sagt, dass die Arbeit sowohl in den USA als auch in China ihn in die beste Position bringt, um Spitzentechnologie zu erfinden und anzuwenden. Aber diese Art der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit steht angesichts steigender politischer Spannungen immer häufiger auf dem Prüfstand.
Welche Auswirkungen das hat, machen folgende Zahlen deutlich: Im vergangenen Jahr sanken die chinesischen Investitionen in den USA auf 4,8 Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Pfund). Zugleich gingen die US-Investitionen in China laut dem Jahresbericht der Rhodium-Gruppe von 14 Milliarden Dollar auf 13 Milliarden Dollar zurück.
Hochkarätige chinesische Unternehmen wie der Versicherungsriese Anbang und Kai-Fu Lee’s Sinovation Ventures haben Berichten zufolge US-Aktivitäten verkauft oder zurückgefahren, während die Chinesen Huawei und ZTE schwere Verluste erlitten haben, nachdem die US- Regierung ihnen den Marktzugang verboten haben.
Das ist erst der Anfang. Wird es funktionieren? Sind das die geeigneten Mittel, um China aufzuhalten?
In der Zwischenzeit ist eine neue Gefahr aufgetaucht. Die Folge von Washingtons zunehmend nationalistischen Tönen ist, das die ausländischen Studenten und Forscher in den USA in naher Zukunft für sich Gefahren für sich sehen. Weil viele von ihnen Chinesen sind , die bisher eine entscheidende Rolle in der US-Technologieentwicklung gespielt haben, könnte das schon bald dazu führen, das sie in ihre Heimat zurückgehen. Dadurch würde in manchen Bereichen der Forschung und Entwicklung ein tiefes Loch entstehen und Stagnation zur Folge haben. Ein besseres Geschenk könnte die US-Regierung den Chinesen kaum machen.