Wenn sich Roboter „paaren“ – die Ziele der evolutionären Robotik (Teil 1)

Wenn sich Roboter „paaren“ – die Ziele der evolutionären Robotik (Teil 1)

11. Dezember 2019 0 Von Horst Buchwald

Wenn sich Roboter „paaren“ – die Ziele der evolutionären Robotik (Teil 1)

Berlin, 11.12.2019

Von Horst Buchwald

Alison Gopnik hat offensichtlich seltsam anmutende Ideen oder hatte sie zu viel Alkohol getrunken? In einem kürzlich geführten Gespräch mit „Wired“ antwortete sie auf die Frage, was man sich unter evolutionärer Robotik vorstellen kann, dies: „Was Sie brauchen, ist ein kleiner, hilfloser, nicht sehr starker Roboter, der die Dinge nicht sehr stark zerstören kann, und der von jemand anderem betreut wird.“ Worte aus einer anderen Welt? Alles klar? Sie versuchen, sich gerade hinein zu denken, da ist die Professorin für Psychologie an der University of California, Berkeley schon beim nächsten Punkt: „Und dann verwandelt sich das in ein System, das in der Lage ist, tatsächlich in der Welt auszugehen und Dinge zu tun.“

In anderen Worten ausgedrückt heisst das: KI- Forscher haben inzwischen mehrere Methoden entwickelt, um einem Roboter beizubringen, wie er etwas Neues lernt und anwendet.

In einigen Fällen vermitteln sie dem Roboter die Aufgabe Schritt für Schritt. In anderen schaffen sie eine Umgebung, in der Roboter eine Menge Dinge ausprobieren kann und dann ein Ziel erreicht. Aus einem passiven, hilflosen Baby-Roboter, der keinen Schritt allein ohne seinen Betreuer machen kann, wird ein von Neugier getriebener „Junge“, der jetzt die Welt entdecken will- der Idealfall.

Doch Gopnik meint, die bisher verwendeten Methoden wecken bei den Robotern keine „Neugierde“. Besser sei es darum, „Umgebungen zu schaffen, in denen Roboter sicher spielen und sehen können, wohin ihre Neugierde sie führt – ähnlich wie in den Kindertagesstätten, wo junge Menschen lernen, wie man die Welt navigiert, indem sie scheinbar unsinnige Dinge ausprobieren. „Es kann sein, dass wir Roboter brauchen, die eine Kindheit haben“.

Damit kommen wir der Sache schon näher. Darwin heißt das Stichwort. Diese Evolutions- Forscher sind besessen von dem ultimativen Ziel künstliche Intelligenz und Roboter zu entwerfen, die ihren eigenen Quellcode analysieren und sich mit anderen „paaren“ , indem sie Teile ihres Codes mit dem anderer Roboter kombinieren – und auf diese Weise „Nachkommen“ schaffen. So wie sich das biologische Leben hin zu mehr Fitness entwickelt, könnten auch die Nachkommen dieser Roboter besser an ihre Umgebung angepasst sein.

Spinnerei? Ausgeflipptes Visionieren?

Informatiker der Vrije Universiteit Amsterdam haben ein vereinfachtes System entwickelt, das zeigt, wie zukünftige Roboter ihre „genetischen“ Informationen austauschen und kombinieren können.

Ihre jüngste Forschung, die in der Zeitschrift „Nature Machine Intelligence“ veröffentlicht wurde und bei der zwei Elternroboter programmiert wurden, um einen neuen „Nachkommen“ zu kodieren, ergab, dass die resultierenden Nachkommen eine Mischung aus dem Code der Eltern sowie einige Module enthalten, die für sich genommen zu mutieren oder gemischt zu sein schienen.

„Es gibt Ihnen eine Menge Vielfalt, und es gibt Ihnen die Möglichkeit, Bereiche eines Designraums zu erforschen, in die Sie normalerweise nicht eintauchen würden“, erklärte David Howard, einer der Wissenschaftler des Projekts. In etwa zwanzig Jahren stellt sich Howard vor, dass Wissenschaftler billige Roboter massenhaft produzieren könnten, die ausgehen und versuchen, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen – und dann diejenigen, die erfolgreicher sind, zu einer neuen Generation von Robotern „züchten“, die immer erfahrener werden. „Eines der Dinge, die die natürliche Evolution stark machen, ist die Idee, dass sie eine Kreatur wirklich auf eine Umgebung spezialisieren kann“, sagte Howard.

(Teil 2 folgt)