ELLIS will sich nicht von USA und China abhängen lassen

ELLIS will sich nicht von USA und China abhängen lassen

16. Dezember 2019 0 Von Horst Buchwald

ELLIS will sich nicht von USA und China abhängen lassen

Berlin, 16.12.2019

Das Europäische Labor für Lernen und Intelligente Systeme (ELLIS) gründet ein Projekt zum Aufbau von Forschungseinrichtungen, die sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen von KI befassen. Heute gab die gemeinnützige Organisation 17 Städte in 10 europäischen Ländern und Israel bekannt, dass sie sich für die Teilnahme am Projekt entschieden hat.

Jeder ausgewählte Standort – dazu gehören zum Beispiel Amsterdam, Kopenhagen, Helsinki, Tel Aviv und Zürich – wird mit rund einem halben Dutzend KI-Forschern und einer nachhaltigen Finanzierung von mindestens 1,5 Millionen Euro (1,66 Millionen Dollar) pro Jahr für die nächsten fünf Jahre beginnen. In einer Branche, die für die aggressive Einstellung von Spitzenkräften bekannt ist, soll die Förderung den Forschern Gehälter bieten, die mit denen von Technologieriesen vergleichbar sind. Die Anlagen nehmen ihren Betrieb im Frühjahr 2020 auf.

„Ein Schritt zur Verwirklichung dieser Vision, diese Institute zu haben, ist die Schaffung dieser Einheiten, die ein wenig wie der Samen sind. Wenn die Einheiten erfolgreich sind, ist geplant, dass sie wachsen und schließlich zu einem Institut werden“, erklärte die KI-Forscherin und ELLIS-Vorstandsmitglied Nuria Oliver gegenübe „VentureBeat“ in einem Interview auf der Konferenz Neuronale Informationsverarbeitungssysteme (NeurIPS) in Vancouver, Kanada.

Bei NeurIPS in Montreal im vergangenen Jahr haben sich die besten Maschine-Learning – Köpfe Europas zusammengeschlossen. Nun hoffen sie , das die ELLIS sich zu einer führenden offenen Wissenschaftsorganisation mit Labors auf der ganzen Welt entwickeln. ELLIS wurde von der Initiative des Canadian Institute For Advanced Research (CIFAR) inspiriert.

Auf der diesjährigen NeurIPS in Vancouver unterzeichnete ELLIS auch eine Absichtserklärung mit dem CIFAR-Programm zum Thema Maschine-Learning , das von den Turing-Preisträgern und Deep Learning-Pionieren Yann LeCun und Yoshua Bengio mitverantwortet wird. Die Organisationen planen gemeinsame Maßnahmen, wie die Einrichtung von Sommerschulen und Workshops und die Straffung der Überprüfungsprozesse für Stipendienprogramme und Austauschbesuche zwischen Kanada und Europa. Ziel ist es, die besten europäischen KI-Talente anzuziehen und zu halten.

Die Sorge, dass Europa hinter die Vereinigten Staaten und China in der KI-Entwicklung zurückfällt, war eine weitere Motivation für ELLIS, sagte Nuria Oliver. Elsevier findet zum Beispiel, dass Europa mehr KI-Forschungsarbeiten schreibt als jede andere Region der Erde, aber die Arbeit der EU-Forscher wird nicht so stark zitiert wie die der Beitragszahler an anderer Stelle in der Welt.

„Die Realität ist, dass Europa‘s Einfluß bei den Forschungen hinter China und den USA zurückbleibt“, sagte Oliver.

Abgesehen von der Notwendigkeit, die Gehälter mit Unternehmen wie Google, Facebook und Microsoft wettbewerbsfähig zu halten, identifizierte ELLIS die Lehrbelastung als Barriere für Spitzenwissenschaftler, denn statt ihre Forschung voranzutreiben, müssen sie jede Woche unterrichten. ELLIS nannte die starre europäische Einstellung, Wissenschaftler in die Lage zu versetzen, mit der Industrie in Kontakt zu treten oder ein eigenes Unternehmen zu gründen, als weiteres Hindernis.