Rivian – ein Startup mit Amazon und GM im Rücken gegen Tesla?

Rivian – ein Startup mit Amazon und GM im Rücken gegen Tesla?

4. Februar 2020 0 Von Horst Buchwald

Rivian – ein Startup mit Amazon und GM im Rücken gegen Tesla?

New York, 5. 2.2020

Einige Analysten sehen im amerikanischen Elektro-Auto-Startup Rivian schon den Totengräber von Tesla – und wenn nicht das, soll den Musk- Jüngern schon bald ein qualitativ hochstehendes Fahrzeug den Schneid abkaufen und zu einer ernsthaften Konkurrenz heranwachsen.

Dass dies kein leeres Gerede ist, ergibt sich allein daraus, dass zu den Investoren und Finanziers mit Amazon und Ford einer der finanzstärksten Unternehmen der Welt sowie einer der erfahrendsten Autobauer der Welt gehören.

Nach knapp zehn Jahren harter Vorarbeit und intensiven Trainings soll Ende 2020 der vollektrische Pickup-Truck R1T und das SUV R1S auf den amerikanischen Markt kommen, 2021 sollen dann die internationalen Märkte erobert werden. Doch der Preis von 69 000 Dollar für den R1T ist schon recht happig. Das Flaggschiff R1S hat mit 72.000 Dollar allerdings einen klaren Vorteil gegenüber dem Luxus-SUV Model X von Tesla, das in den USA derzeit ab 79.690 Dollar zu haben ist.

Muss Tesla das Startup fürchten? Durchaus. Amazon hat rund 700 Millionen Dollar in Rivian investiert, Ford eine halbe Milliarde Dollar. Insgesamt sammelte Rivian laut der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits 2,85 Milliarden Dollar an Eigenkapital ein. Laut den Experten von „autoblog.com“ werden etwa eine Milliarde Dollar gebraucht, um ein neues Automodell zu entwickeln. Derart solide ausgestattet könnte Rivian ein sehr unangenehmer Konkurrent werden.

Doch Bezos wäre nicht Bezos, wenn er mit diesem Engagement scheinbar nur ein konkurrenzstarkes Gefährt gegen Tesla an die Front bringen wollte. Nein, Bezos will jetzt den gesamten Markt aufmischen. Damit fing er schon mal an, als er bereits im September letzten Jahres 1000.000 E- Lieferwagen bei Rivian bestellte. Das ist der größte je vergebene Auftrag für einen E-Autobauer.

Ob Ford die gleichen Pläne hegt, ist nicht ganz klar. Das mag auch an der durchaus überschaubaren finanziellen Austattung liegen. Vorerst will Ford die Elektroplattform von Rivian nutzen, um damit ein Premium-E-Auto zu bauen. Auf der Rivian-Technologie sollen der Motor, die Akkus und das Computersystem basieren. Darauf kann Ford dann den Rest des Fahrzeugs setzen – ein eher bescheidenes Ziel. Aber war es das schon? Tesla- die Lifestyle – Marke profitiert ja auch nicht zuletzt von dem Fahrspaß seiner PS-Monster in Form von Sportwagen, SUV und Trucks denen man dennoch ein umweltverträgliches Image einzuhauchen verstand.

Was kann Rivian in Sachen Fahrspaß dagegenhalten? Kein Problem- man schaue sich die Videos von spektakulären Drehungen um die eigene Achse an, mit denen der Neuling Ende 2019 für Aufsehen sorgte. Dank seiner vier Motoren – jedes der vier Räder hat einen eigenen Antrieb – kann er auf der Stelle wenden. Das gab es bislang nur von Kettenfahrzeugen.

Doch wozu dienen diese Fähigkeiten noch ? Die Pirouetten sollen die Manövrierfähigkeit im schwierigen Gelände sowie auf engen Parkplätzen überwinden helfen. Das wäre bis jetzt ein hervorragendes absolut imagetaugliches Alleinstellungsmerkmal. US-Branchenkenner sprechen von einem „killer feature“.

Tatsächlich ist der R1T ein frontaler Angriff auf Teslas Cybertruck, der ab Ende 2021 produziert werden soll. Beim Blick auf die Reichweite hat Tesla die Nase vorn: Mit der größten Batterie kommt der R1T 640 Kilometer weit, der Cybertruck von Tesla soll gute 800 Kilometer schaffen.

Der R1T ist allerdings gediegener in der Optik, wirkt eher alltags- und familientauglich. Er ist daher der womöglich massentauglichere E-Truck im Vergleich zum doch sehr futuristisch anmutenden Cybertruck mit seinem gewagten Design.

Tesla Cybertruck

Mit Rivian erwächst aber nicht nur Tesla, sondern auch den deutschen Autokonzernen neue Konkurrenz in Sachen E-Mobilität – ein Trend, den BMW, Mercedes & Co. bekanntlich verschlafen haben. Rivian selbst ist an weiteren Partnerschaften interessiert. Das Modell Ford wäre damit auch eine theoretische Option für die deutschen Autohersteller: E-Technik von Rivian, das Drumherum von BMW, Mercedes & Co.

Doch dazu müssten die deutschen Hersteller faktisch über ihren Schatten springen und vom Ansatz abrücken, ein komplettes E-Auto ganz allein zu entwickeln. Das traut ihnen kaum noch ein Autoexperte zu. Spekuliert wird darum mit einer deutsch-chinesische Kooperation.

Mit Blick auf VW ist die Ford-Allianz mit Rivian allerdings ein echter Schlag ins Kontor, hatte Ford doch 2019 angekündigt, im Rahmen einer Kooperation mit VW unter anderem den Elektroauto-Baukasten der Wolfsburger nutzen zu wollen.