Trump gegen Huawei- ein Schlag ins Wasser/ Google will weiter Geschäfte mit Huawei machen

Trump gegen Huawei- ein Schlag ins Wasser/ Google will weiter Geschäfte mit Huawei machen

25. Februar 2020 0 Von Horst Buchwald

Trump gegen Huawei- ein Schlag ins Wasser/ Google will weiter Geschäfte mit Huawei machen

 

New York, 22.5.2020

Die Front, die die US-Regierung gegenüber dem chinesischen Netzwerk- und Smartphone-Anbieter eröffnet hat, scheint zu bröckeln. Google jedenfalls will mit den Chinesen in Sachen Smartphone-Software weiter zusammem arbeiten und hat nun bei der US-Regierung eine entsprechende Erlaubnis beantragt, den chinesischen Smartphone-Anbieter Huawei weiterhin mit seinen Diensten versorgen zu dürfen.

Derzeit muss Huawei bei seinen neuen Smartphone-Modellen auf Google-Apps wie zum Beispiel Karten oder GMail verzichten. Huawei verlor damit bei neuen Geräten auch den Zugang zu Googles App-Plattform Play Store und muss eine eigene Infrastruktur dafür aufbauen. Bisher weist der hauseigene Plattform App Gallery aber zumindest für Nutzer in Europa erhebliche Lücken auf.

Im Mai 2019 war Huawei von der US-Regierung auf eine schwarze Liste gesetzt worden. Sie wirft Huawei eine zu große Nähe zur chinesischen Regierung und Spionage vor und fordert von den europäischen Verbündeten, sie sollten den weltgrößten Mobilfunkausrüster vom 5G-Netzaufbau ausschließen.

Am Montag hatte Huawei eine runderneuerte Version seines ersten Auffalt-Smartphones vorgestellt. Es kommt jetzt nach Europa und wird ohne Google-Apps verkauft. Bei dem neuen Modell Mate XS sei unter anderem der Scharniermechanismus komplett überarbeitet worden, sagte Richard Yu, Chef der Huawei-Konsumentensparte. Das neue Gerät wurde auch mit dem stärkeren Prozessor Kirin 990 5G ausgestattet. Es kostet knapp 2500 Euro – 200 Euro mehr als das erste Falt-Smartphone Mate X vor einem Jahr. Das Gerät soll ab Mitte März auch in Deutschland verfügbar sein.

Eigenes Betriebsystem in Arbeit

Für die Smartphone-Modelle von Huawei, die vor Mai 2019 auf den Markt kamen, läuft derzeit noch eine Art Schonfrist, in der Google zumindest teilweise kooperieren kann. Bei dem Internet-Konzern wird auch das Betriebssystem Android entwickelt, mit dem die meisten Smartphones weltweit laufen. Auf die Open-Source-Version von Android und entsprechende Sicherheits-Updates kann Huawei trotz des US-Boykotts zugreifen – arbeitet aber bereits an einem eigenen Betriebssystem.

Das Weiße Haus hatte zuletzt den harten Kurs gegenüber Huawei zwar noch einmal betont, vor allem wenn es um die Beteiligung des Konzerns als Netzwerkausrüster beim Aufbau des superschnellen 5G-Datenfunks geht. Zugleich gibt es in der US-Technologiebranche aber auch die Sorge, mit dem Embargo könnte die Entwicklung chinesischer Alternativen zu amerikanischer Software und Plattformen befeuert werden.

Huawei Smartphones laufen prächtig

Trotz des Embargos durch die US-Administration meldet Huawei ein gutes Geschäft. Der Konzern hat seine Einnahmen im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 850 Milliarden Yuan (rund 111 Milliarden Euro erhöhen können. 2019 hat das Unternehmen weltweit mehr als 240 Millionen Smartphones ausgeliefert. Das Geschäft mit Computern sei um mehr als 200 Prozent gewachsen. Im Januar 2020 hat Huawei mehr als zehn Millionen Smartphones für den neuen Mobilfunkstandard 5G ausgeliefert.

Huawei gewinnt 5G-Verträge bei 47 europäischen Providern

Huawei- Manager Ryan Ding teilte in dieser Woche in London mit, dass sie derzeit weltweit 91 Verträge mit Mobilfunkprovidern zum Aufbau von Mobilfunknetzen der fünften Generation (5G) gewonnen hätten. Über die Hälfte der Verträge – nämlich 47 Kontrakte – stammen von europäischen Mobilfunkanbietern. 27 Verträge seien mit Providern in Asien unterzeichnet worden.

Zuletzt hatten selbst enge Verbündete wie Großbritannien darauf verzichtet, Huawei ganz grundsätzlich von der Vergabe von 5G-Verträgen auszuschließen. Die Regierung von Boris Johnson legte lediglich fest, dass Anbieter, die als „risikobehaftet“ gelten, nicht in Kernnetzen und in der Nähe von wichtigen Anlagen wie Flughäfen oder Atomkraftwerken eingesetzt dürfen – und maximal gut ein Drittel der Infrastruktur versorgen können.

Ding machte bei seinen Angaben keinen Unterschied zwischen Kernnetz-Versorgung und Anlagen in der Fläche. Experten verweisen in diesem Zusammenhang auch darauf, dass die Abgrenzung zwischen Kernnetz und Peripherie immer schwerer falle, weil mit dem Trend des so genannten Edge-Computings immer mehr Datenverarbeitung in den Randbereichen der Netze stattfinde. 5G soll dank extrem schneller Reaktionszeit eine Kommunikation praktisch in Echtzeit ermöglichen. Das gilt als wichtige Voraussetzung zur Fernsteuerung von Industrieanlagen oder Roboterautos. Daher ist es notwendig, die Laufzeiten (Latenz) in den Netzen zu reduzieren.

Zu den Huawei-Kunden in Europa gehört unter anderen die spanische Telefónica-Gruppe, die in Deutschland mit der Marke O2 präsent ist. Außerdem hatten Sunrise in der Schweiz und KPN in den Niederlanden eine Zusammenarbeit mit Huawei beim Thema 5G kommuniziert. Auch in Deutschland wird seit Monaten darüber diskutiert, ob Huawei vom 5G-Ausbau ausgeschlossen werden soll. Vodafone und Deutsche Telekom haben in ihren 4G-Netzen auch Huawei-Technik verbaut, setzen aber auch Anlagen der Huawei-Wettbewerber Nokia und Ericsson ein.

Huawei-Manager Ding bezeichnete in London sein Unternehmen als Technologieführer. Wettbewerber lägen hier hinter Huawei zurück. Vertreter von Ericsson und Nokia haben diese Behauptung allerdings schon in den vergangenen Monaten in Frage gestellt und auf wichtige 5G-Patente verwiesen, die von den den Europäern gehalten würden. Ding betonte, 5G biete den Providern die Möglichkeit sich vom reinen Preiskampf zu verabschieden, der bislang den Wettbewerb von 4G dominiere. „Bei 5G können sich die Provider mit neuen Funktionen differenzieren.“ Dabei verwies er Innovationen wie mobile Virtual-Reality-Anwendungen oder dies Aussicht auf Video-on-Demand-Dienste in höchster Auflösung (UHD).

Huawei-Top-Managerin Catherine Chen ergänzte: „Aus rein technischer Sicht sind unsere 5G-Basisstationen in Bezug auf die Übertragungsrate schneller als andere, sie sind kleiner und verbrauchen weniger Energie“. „Bei gleicher Größe versorgen unsere Basisstationen drei Mal mehr Benutzer als die Basisstationen anderer, und der Stromverbrauch beträgt nur ein Drittel der anderen.“

Chen wies abermals Vorwürfe aus den USA zurück, Huawei könne von den Behörden in China zur Kooperation gezwungen werden: „In China gibt es solche Gesetze nicht.“ Kein chinesisches Gesetz verpflichte Unternehmen dazu, im Ausland Informationen zu sammeln oder Hintertüren einzurichten. Huawei könne eine „hervorragende Sicherheitsbilanz“ vorweisen.

Chen deutete zugleich an, dass amerikanische Unternehmen ihren Platz in Huawei-Produkten nach dem Embargo der US-Regierung dauerhaft verlieren könnten. „Bei einer längeren Zeitspanne, wie von zwei oder drei Jahren, wenn wir mit europäischen, japanischen und koreanischen Unternehmen schon lange sehr gut zusammengearbeitet haben, wird es nicht möglich sein, diesen neuen Partnern den Rücken zuzudrehen, die mit uns in schwierigen Zeiten zusammengearbeitet haben“, sagte sie.

Chen zeigte sich zuversichtlich, dass Huawei letztlich am Ausbau der Mobilfunk-Netze in Deutschland weiterhin teilnehmen kann. „Nirgendwo scheint es Probleme mit unserer Technologie zu geben, warum sollte man uns verbieten?“

Eine ähnliche Auffassung vertrat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Gespräch mit der „FAZ“. Darin stellte er fest, dass der chinesische Telekommunikationsausrüster nicht generell vom Ausbau des deutschen 5G-Netzes ausgeschlossen werde: „Ich bin dagegen, ein Produkt aus dem Markt zu nehmen, nur weil die Möglichkeit besteht, dass etwas passieren könnte.“

Seehofer sagte weiter, würde man chinesische Anbieter ausschließen, würde sich der Netzaufbau um fünf bis zehn Jahre verschieben. „Ich sehe nicht, dass wir ein 5G-Netz in Deutschland ohne Beteiligung von Huawei kurzfristig errichten können.“

Huawei Wenn erforderlich, könnten noch zusätzliche Sicherheitsnetze eingezogen werden. Bei dem Thema sei er sich „ganz einig mit der Bundeskanzlerin“, so Seehofer. Die hatte sich gegen eine Sonderregelung nur für Huawei eingesetzt. Unter den Christdemokraten gibt es aber Bestrebungen, Huawei vom deutschen 5G-Markt fernzuhalten. Wer sich dabei letztlich durchsetzen wird, ist – schon wegen der unklaren Verhältnisse um den Parteivorsitz, die Kanzlerin-Nachfrage- vollkommen offen.