
„Genauso machen wir das “ – Giessener Übersetzungsbüro macht Jagd mit UV- C- Strahlen auf das Coronarvirus
16. April 2020„Genauso machen wir das “ – Giessener Übersetzungsbüro macht Jagd mit UV- C- Strahlen auf das Coronarvirus
„Mitte Februar habe ich verstanden, dass es ernst wird“, sagt Aleksandar Miladinovic, Inhaber des auf beglaubigte Dokumentenübersetzungen spezialisierten Übersetzungsbüros am Oswaldsgarten. Er ist selbst allgemein beeidigter Übersetzer und Dolmetscher für zehn verschiedene Sprachen und arbeitet täglich mit verschiedensten Kunden – von Privatpersonen bis zu den Landesbehörden. „Dann habe ich angefangen, mich in einschlägige Literatur und wissenschaftliche Artikel einzuarbeiten, um einen praktikablen Weg zu finden, die Dokumente, mit denen wir täglich arbeiten, effizient gegen Viren zu desinfizieren. Da eine ’nasse‘ Desinfektion bei empfindlichen Unterlagen nicht in Frage kommt, bin ich schnell auf die Desinfizierung mittels UV-Strahlung gekommen, die generell gegen die Viren sehr wirksam sein soll“, erzählt der Mittvierziger.
„Nachdem ich konkrete Empfehlungen der renommierten Hongkonger Gesellschaft für Klinische Mikrobiologie und Infektion gelesen habe, die Desinfektion gegen das Coronavirus mit UV-Strahlen vorzunehmen, war für mich klar: Genau das machen wir auch. Denn: Die UV-Desinfektion ist schnell, umweltfreundlich und kommt ganz ohne Chemie aus. Die UV-C-Strahlen zerstören in wenigen Minuten das gegen sie sehr empfindliche Coronavirus“, erläutert Miladinovic. „Nachdem wir die entsprechende Technik besorgt und damit begonnen haben, alle Dokumente vor dem Postversand auf diese Weise zu desinfizieren, kam in den Medien die Nachricht, dass der städtische Omnibusbetrieb Yanggao in Shanghai eine UV-Desinfektionskammer in Betrieb genommen hat, die mithilfe von 210 Lampen die Shanghaier Stadtbusse binnen weniger Minuten vollständig desinfiziert. Die chinesische Zentralbank verwendet dieses Verfahren zur Desinfizierung von Banknoten. Was wir in Gießen im Kleinen tun, machen die Chinesen ganz groß“, schmunzelt der Übersetzer.
Seit auf dem größten Branchenportal uepo.de ein Bericht über die innovative Dokumentendesinfektion im Gießener Übersetzungsbüro vor einigen Tagen erschien, stehen die Telefone dort nicht mehr still. Es haben sich schon mehrere Übersetzerkollegen aus ganz Deutschland gemeldet, die wissen möchten, wie sie selbst die Gießener Lösung am besten anwenden. „Wir helfen den Kollegen natürlich gerne mit Ratschlägen“, sagt Aleksandar Miladinovic sichtlich zufrieden.
Auch die Kundschaft weiß diesen Dienst zu schätzen. Obwohl das Robert-Koch-Institut für den Postversand eigentlich eine Entwarnung gegeben hat, sind viele Kunden über diese zusätzliche Sicherheitsmaßnahme froh. Insbesondere in den letzten Tagen vermeiden es die meisten, das Büro in der Gießener Innenstadt persönlich zu besuchen und geben ihre Bestellungen per E-Mail und WhatsApp ab.
Mitarbeiterin Ana Laura Sanchez berichtet zudem, dass das Unternehmen in diesen Tagen Gutscheine an ausländische Mediziner verteilt, die beglaubigte Übersetzung ihrer Dokumente zur Arbeitsaufnahme in Deutschland anfragen. „Jedem Arzt, jedem Krankenpfleger und jeder Krankenschwester, die bei uns Dokumente zur Anerkennung ihrer Berufs- und Studienabschlüsse einreichen, schenken wir einen 50-Euro-Gutschein für beglaubigte Übersetzungen. Wir haben aktuell Anfragen von Ärzten und Pflegern aus der Ukraine, Mazedonien und Bosnien. Das ist unser Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Epidemie“, sagt die gebürtige Kubanerin mit einem Lächeln.
Grenzenloses Potenzial von Robotern im Gesundheitswesen
Krankenhausinfektionen verursachen extreme Kosten im Gesundheitswesen. Pro Jahr muss die Europäische Union allein 7 Milliarden Euro aufgrund von Infektionen mit Keimen bereitstellen. Die Infektionsquellen sind dabei insbesondere andere Patienten, Mitarbeiter und Geräte im Krankenhaus. Vor allem auf manuell schlecht erreichbaren Geräteoberflächen kann ein Roboter oder Greifarm Pflegekräfte bei der Hygiene unterstützen. Der ausgezeichnete UVD-Roboter fährt autonom durch die Räume und positioniert sich selbstständig in seiner Umgebung. Für diese Funktion ist ein Laserscanner im Roboter installiert, der sowohl die Maße des Raumes als auch dort befindliche Gegenstände erfassen kann.
Der Roboter behandelt daraufhin die Oberflächen in einer Krankenstation mit Licht aus mehreren Winkeln und aus nächster Nähe. Das Gerät desinfiziert jegliche Kontaktflächen von Gegenständen und lässt prädestinierten Infektionsquellen keine Chance mehr. Der Einsatz des UVD-Roboters ist auf geschlossene Räume beschränkt.
Die Technologie hinter dem UVD-Roboter kann auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden und zum Beispiel in Hotel- und Gastronomie, Bauwesen und Landwirtschaft Einsatz finden. „Der UV-Desinfektionsroboter von Blue Ocean Robotics zeigt, was für ein nahezu grenzenloses Potenzial die Robotik beim Einsatz in neuen Umgebungen hat“, sagt Arturo Baroncelli. Der ehemalige Präsident der International Federation of Robotics, die den Iera-Award mitverleiht, gibt weiter an: „Die Kombination von “klassischen” mechatronischen Disziplinen – typisch für die Robotik – mit dem Know-how von Medizin und Pharmazie ist ein fantastischer Beweis auf diesem Weg des Fortschritts. Die IFR freut sich, diesen virtuellen Trend anzuerkennen und zu unterstützen.“
Eine alternative Möglichkeit ist der Einsatz von antimikrobiellen Oberflächen. Nanomaterialien eignen sich aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften zur Beschichtung dieser äußeren Flächen. Dank der Nanotechnologie lassen sich für Reinigungskräfte schwer zugängliche Oberflächen wie Ritzen mit einem weiteren Hygieneschutz versehen. Keime, die sich dort festsetzen wollen, würden durch die antimikrobielle Oberfläche abgewiesen.
Safety first: UVD-Roboter verfügt über Sicherheitsmerkmale
Damit das UV-C-Licht keine Einwirkung auf den Menschen hat, wurde der smarte Roboter mit diversen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet. Das UV-C-Licht schaltet sich beispielsweise automatisch aus, sobald eine Person den Raum betritt. Die Arbeit des Roboters setzt wieder ein, wenn die betroffene Raumfläche leer ist. Zur digitalen Unterstützung wird ein Tablet mit Bewegungssensor an der Tür des Patientenzimmers angebracht. Das Tablet ist mit dem Roboter vernetzt und übermittelt ein Signal, sofern sich noch Personen in einem Raum aufhalten oder das Zimmer betreten. Daraufhin endet die Behandlung des Roboters unmittelbar.
UV-Lampen für eine gründliche Desinfektion und Hygiene
Wie zerstört UV-C-Licht das Coronavirus?
Ultraviolettes (UV) Licht ist ein nützliches Werkzeug für eine gründliche Desinfektion und Hygiene. Insbesondere der UV-C-Bereich mit Wellenlängen zwischen 200 und 280 nm ist in der Lage, Viren, Bakterien, Schimmel und Sporen zu eliminieren – einschließlich des Covid-19-Coronavirus, SARS, MERS, E. coli, Hefe etc. Diese Lösung wird in der groß angelegten Abwasserbehandlung, in medizinischen Einrichtungen, Labors, in der Fertigung, in der Lebensmittelverarbeitung und in Krankenhäusern eingesetzt.
Wie funktioniert die Desinfektion?
Während des Desinfektionsprozesses zielt das UV-C-Licht auf die DNA der Mikrobe ab. Durch die Lichteinwirkung bilden sich Thymin-Dimere in der DNA. Je mehr Thymin-Dimere gebildet werden, desto mehr Schäden beginnen sich in der DNA zu akkumulieren. Als Folge der Dimere erscheinen auch Beulen in der DNA. Diese zellulären Mutationen wirken sich negativ auf das Wachstum aus, und das Risiko einer Nicht-Reparatur steigt. Letztendlich wird der Schaden zu umfangreich und die Zelle stirbt ab. Die DNA-Replikation wird gestoppt, was die Infektions- oder Verbreitungsrate des Virus verringert.
UV-C-Licht und Viren
UV-Licht wurde als wirksame Lösung gegen eine Vielzahl von Viren getestet. Nach einem im Journal of Virological Methods veröffentlichten Artikel wird die durch das Coronavirus (SARS-CoV) verursachte SARS durch die Exposition mit UV-Licht im Bereich von 254 nm eliminiert. Es wurde auch festgestellt, dass eine UV-Behandlung MERS oder MERS-CoV, einen Typ des Coronavirus, der 2012 auftauchte, abtötet. In einer Studie, die in der National Library of Medicine (NIH/NLM) des US National Institutes of Health veröffentlicht wurde, deaktivierte UV-C-Licht MERS-CoV innerhalb von 5 bis 10 min nach der Exposition.
Was den jüngsten Ausbruch von Covid-19 betrifft, so wurde die Wirksamkeit von UV-Licht bei der Eliminierung des Virus von Juan Leon, einem Umweltgesundheitswissenschaftler an der Emory University, und Dr. Lena Ciric, einer außerordentlichen Professorin am University College London, bestätigt. Die UV-C-Behandlung hat sich bereits bei früheren Stämmen des Coronavirus, d.h. SARS-CoV und MERS-CoV, wie oben erwähnt, als wirksam erwiesen.
Kein Kontakt mit der Oberfläche
Im Gegensatz zu flüssigen Reinigungsmitteln ist beim Desinfizieren mit UV-C-Licht kein Kontakt mit der Oberfläche oder dem Gerät erforderlich. Es hinterlässt keine Rückstände und verursacht keine Verfärbung nach dem Prozess. Es gibt keine Ausfallzeit nach der Sterilisation – der Bereich oder das Gerät kann unmittelbar nach der Desinfektion verwendet werden. Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass die Desinfektionsrate umso höher ist, je länger die Oberfläche, der Bereich oder das Gerät mit dem UV-Licht behandelt wird. Dies liegt daran, dass in der DNA des Virus mehr Thymin-Dimere erzeugt werden. Darüber hinaus sollte das UV-Licht intensiv sein, um eine gründliche Desinfektion zu gewährleisten. Die Wirksamkeit des Lichts nimmt mit zunehmendem Abstand zum Licht ab.
Bundesamt für Strahlenschutz klärt auf
Derzeit kursieren Meldungen über einen möglichen Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und der Eindämmung des Corona-Virus. Manch einer könnte daher auf die Idee kommen, sich intensiver UV-Strahlung auszusetzen, um das Corona-Virus loszuwerden. Das Bundesamt für Strahlenschutz klärt auf.
Was bei diesen Meldungen oft nicht deutlich gesagt wird: Es geht hier allein um die Keimfreiheit von Oberflächen oder Sachen, es geht nicht um eine Abtötung des Virus auf oder in Lebewesen. Das BfS weist daher darauf hin, dass UV-Strahlung nicht zur Heilung von COVID-19 geeignet ist.