Neue Technik schützt Ihre Online-Fotos vor Gesichtserkennungs-Algorithmen

Neue Technik schützt Ihre Online-Fotos vor Gesichtserkennungs-Algorithmen

7. Juli 2020 0 Von Horst Buchwald

Neue Technik schützt Ihre Online-Fotos vor Gesichtserkennungs-Algorithmen

Singapur, 7.7.2020

In einer Sekunde kann das menschliche Auge nur wenige Fotos durchsuchen. Computer hingegen sind in der Lage, Milliarden von Berechnungen in der gleichen Zeit durchzuführen. Mit der Explosion der sozialen Medien sind Bilder zur neuen sozialen Währung im Internet geworden.

Heute können Facebook und Instagram einen Benutzer in Fotos automatisch mit Tags versehen, während Google Photos seine Fotos mit Hilfe der Google-eigenen Bilderkennungstechnologie über die auf diesen Fotos anwesenden Personen gruppieren kann.

Der Umgang mit Bedrohungen der digitalen Privatsphäre erstreckt sich heute also nicht nur darauf, Menschen daran zu hindern, die Fotos zu sehen, sondern auch darauf, Maschinen daran zu hindern, persönliche Daten aus den Bildern zu ernten. Die Grenzen des Schutzes der Privatsphäre müssen jetzt auch auf Maschinen ausgedehnt werden.

Unter der Leitung von Professor Mohan Kankanhalli, Dekan der School of Computing an der National University of Singapore (NUS), hat das Forschungsteam der Fakultät für Informatik eine Technik entwickelt, die sensible Informationen in Fotos schützt, indem es subtile Änderungen vornimmt, die für den Menschen kaum wahrnehmbar sind, ausgewählte Merkmale jedoch durch bekannte Algorithmen nicht erkennbar machen.

Die visuelle Verzerrung mit den derzeit verfügbaren Technologien ruiniert die Fotos, weil das Bild stark verändert werden muss, um die Maschinen zu täuschen. Um diese Einschränkung zu überwinden, entwickelte das Forschungsteam eine „Karte der menschlichen Empfindlichkeit“, die quantifiziert, wie Menschen auf visuelle Verzerrungen in verschiedenen Teilen eines Bildes über eine Vielzahl von Szenen hinweg reagieren.

Der Entwicklungsprozess begann mit einer Studie, an der 234 Personen teilnahmen und einem Satz von 860 Bildern. Den Teilnehmern wurden zwei Exemplare desselben Bildes gezeigt, und sie mussten das Exemplar heraussuchen, das visuell verzerrt war. Nach der Analyse der Ergebnisse stellte das Forschungsteam fest, dass die menschliche Sensibilität von mehreren Faktoren beeinflusst wird. Zu diesen Faktoren gehörten Dinge wie Beleuchtung, Textur, Objektgefühl und Semantik.

Anwendung der visuellen Verzerrung mit minimaler Störung

Mit Hilfe dieser „Karte der menschlichen Empfindlichkeit“ verfeinerte das Team seine Technik, um visuelle Verzerrungen mit minimaler Störung der Bildästhetik anzuwenden.

Das NUS-Team benötigte sechs Monate Forschung, um diese neuartige Technik zu entwickeln.

„Unsere Lösung ermöglicht das Beste aus beiden Welten, da die Nutzer ihre Fotos immer noch sicher vor den neugierigen Augen eines Algorithmus online stellen können“, erklärt Prof. Kankanhalli.

Endnutzer können diese Technologie nutzen, um wichtige Attribute auf ihren Fotos zu maskieren, bevor sie sie online stellen, und es besteht auch die Möglichkeit, dass soziale Medienplattformen dies standardmäßig in ihr System integrieren. Dies wird eine zusätzliche Ebene des Schutzes der Privatsphäre einführen.

Das Team plant auch, diese Technologie auf Videos auszudehnen, eine weitere prominente Art von Medien, die häufig auf sozialen Medienplattformen verbreitet werden.