Werden die größten US- Technologieunternehmen zerschlagen ?

Werden die größten US- Technologieunternehmen zerschlagen ?

28. Juli 2020 0 Von Horst Buchwald

Werden die größten US- Technologieunternehmen zerschlagen ?

Washington, 28.7.2020

Istvan Dobozi, dessen Leserbrief im Netz herumgereicht wird, hat zu dieser Frage eine eindeutige Antwort: „Die Option, das digitale Oligopol aufzubrechen, sollte ernsthaft in Erwägung gezogen werden“. Seine Begründung: Die Abhängigkeit von wettbewerbsmäßigen Märkten war für weite Teile des 20. Jahrhunderts in den USA die Grundlage für Wohlstand und globale Dominanz. In den letzten Jahrzehnten wurde der Wettbewerb jedoch untergraben. Als Beispiel führt er das Bankensystem an: Dort hätte es „unkontrollierte Fusionen und Übernahmen gegeben. Die Folge: in der Finanzkrise 2007 -2008 waren sie zu groß um zu scheitern. Gegenwärtig aber seien sie noch größer. Lernt also daraus, scheint er zu mahnen und fordert: „Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass riesige Technologieunternehmen den Wettbewerb auf den digitalen Märkten nicht auf unzulässige Weise ausschließen, sei es im Handel oder im gesellschaftlichen Diskurs“. Istvan Dobozi ist ein ehemaliger leitender Wirtschaftswissenschaftler der Weltbank.

Als klarer Gegner der Zerschlagung hat sich Robert Kindler profiliert. Für den Vizepräsidenten von Morgan Stanley macht die Zerschlagung „ keinen Sinn.“ Ausgerechnet die Corona-Krise zieht er heran, um seine Argumentation zu stützen – und die geht so: Man nehme als Beispiel Amazon: weil der digitale Handelsriese seine Kosten entsprechend der wirtschaftlichen Entwicklung senken konnte, sei es möglich gewesen, das auch noch während der Pandemie weiterhin geliefert wurde. Eine weitere Voraussetzung ist für Kindler die Größe des Unternehmens.

„Was hätten wir während der gesamten Pandemie getan, wenn es Organisationen wie Amazon nicht gegeben hätte? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Einzelpersonen nicht das Gefühl haben, dass all diese riesigen Unternehmen großartige Punkte gebracht haben“, betonte der Spitzenbanker.

Jeff Bezos, CEO von Amazon, Mark Zuckerberg, CEO von Facebook, Mark Zuckerberg, Tim Cook, CEO von Apple sowie Sundar Pichai, CEO von Alphabet und Google, werden morgen direkt vor dem Kartell-Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses aussagen. Der Unterausschuss für Kartellrecht in der Haushaltsgerichtsbarkeit untersucht seit mehr als einem Jahr die Marktanteile der Unternehmen, die im Silicon Valley ihren Stammsitz haben.

Es wird vorhergesagt, dass der Unterausschuss den Marktanteil von Facebook im Bereich der sozialen Medien, wie z.B. WhatsApp und Instagram, sowie die Ko-Dominanz der digitalen Medienwerbung mit Alphabets Google analysieren wird. Das Unterkomitee soll auch Apples Umgang mit Programmen anhand seiner Application Shop-Richtlinien und Amazons Unterdrückung des Widerstands durch die Nutzung von 3rd-bash-Händlerdaten zur Förderung seiner einzelnen Produkte untersuchen.

„Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass eine Handvoll Gatekeeper darauf hinarbeiten, die Bemühungen zur Regulierung der Hauptschlagadern des Internethandels, der Information und der Kommunikation“ zu behindern stellte Jerry Nadler, der Vorsitzende des Justizministeriums, fest. Und gab zugleich die Ausrichtung für den Unterausschuss vor: „Angesichts der zunehmenden Konzentrations- und Konsolidierungswelle in unserer gesamten Wirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns mit dem aktuellen Stand des Wettbewerbs auf den elektronischen Märkten und der Gesundheit und Eignung der Kartellgesetzgebung befassen“.

Politiker und Technologie-Führungskräfte haben sich in den vergangenen zwei Jahren über die zunehmende Dominanz der führenden Technologieunternehmen Amazon, Apple, Fb und Google – geäußert, deren aktueller Marktwert zusammengenommen fast 5 Billionen Dollar beträgt. Elizabeth Warren, die als Vize-Präsidentschaftskandidatin des mutmaßlichen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden, gehandelt wird, hat sich häufig für die Zerschlagung der großen Technologieunternehmen ausgesprochen.