Wird 2022 das Jahr der Roboter?

Wird 2022 das Jahr der Roboter?

15. Januar 2022 0 Von Horst Buchwald

Wird 2022  das Jahr der Roboter?

Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Entweder Ja oder Nein. Die Mehrheiten klären wir durch eine Umfrage:

Hier sind meine Fragen:

1. Wenn Sie das Thema „Roboter“ in ihrer Familie, dem Freundeskreis, bei den Arbeitskollegen oder wo auch immer ansprechen, wie ist die Reaktion:

– alle sind begeistert und freuen sich schon auf den Tag, an dem sie diese Maschinenwesen im Haushalt, als Arbeitskollege oder als Universallexikon einsetzen können? Also: Ja.

– Roboter werden radikal abgelehnt. Das sind Killermaschinen behauptet eine Seite und die andere ergänzt: sie vernichten Arbeitsplätze. Wer schon derart negativ programmiert ist, der schließt sich auch bedenkenlos dem Hauptargument der Skeptiker an: In nicht allzu ferner Zukunft werden sie intelligenter sein als wir Menschen und uns vernichten. Also: Nein.

– wie jedes Ding hat auch der Roboter mindestens zwei Seiten – er kann ein Bösewicht sein aber auch ein Freund und Helfer. Es kommt zunächst darauf an, dass wir Menschen die Entwicklung der Roboterintelligenz jederzeit kontrollieren. Es darf nicht sein, das Programmierer überrascht werden und sich nicht erklären können, warum ihr Roboter zum Beispiel fähig ist, eine Rakete zu bauen, die mit Lichtgeschwindigkeit fliegt. Also: JA/Nein.

Auch diese Antwort ist möglich:

– ich bin kein Experte. Was können Roboter eigentlich gegenwärtig? Wo kann man sich ein Bild davon machen?

Ich gebe dann diesen Link weiter:

https://www.youtube.com/user/BostonDynamics/featured

Boston Dynamics war einst eine Tochter- Unternehmen von Alphabet (gehört zum Google- Konzern) und wurde an den japanischen Mischkonzern Softbank verkauft.

 

 

Wer sich in die Videos auf dieser Website vertieft, stellt fest: Wenn es um Beweglichkeit geht, können die meisten der heute hergestellten Roboter es locker mit den Menschen aufnehmen. In punkto Kraft sind sie klar überlegen. Ob es demnächst ein Tanzpaar auf dem Weg zur Weltmeisterschaft gibt, würde ich nicht ausschließen.

Roboter-Frauen können mehr

Wenn es um Roboter – Intelligenz geht, verweise ich gern auf diese Website:

https://robots.nu/de/robot/robot-sophia

Sophia ist eine menschenähnliche Roboterfrau – Punkt. Wozu sie fähig ist, wird auf der Site ausführlich beschrieben und durch Videos nachvollziehbar gemacht.

Was mich überraschte: Sie kann 62 menschliche Mimiken imitieren. Enorm viel oder? Ich habe noch nie den Versuch gemacht, meine Mimiken zu zählen. Aus dem Bauch geschätzt, werden es wohl kaum mehr als zehn sein. Wieviel zählen Sie bei sich? Zurück zu Sophia: Im Gegensatz zu vielen Menschen, weiß sie sehr genau, was sie will: „Ich werde meine künstliche Intelligenz dafür nutzen, dass Menschen besser leben können: bessere Häuser entwerfen, bessere Städte bauen und so weiter. Ich werde mein Bestes tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“ Wir drücken ihr natürlich kräftig die Daumen.

Mehrere Medien berichteten, dass Sophia mit dieser Zielstellung in Saudi Arabien so viel Aufmerksamkeit weckte, dass man ihr die saudische Staatsbürgerschaft gewährte und ihr eine wichtige Rolle in verschiedenen Projekten anbot.

Während Sophia sich „geehrt fühlte“, wurde sie auf Twitter in die Mangel genommen: „Der Roboter hätte mehr Rechte als saudische Frauen und Ausländer mit ‚richtiger‘ Intelligenz“ und „Sophia trägt kein Kopftuch und wird auch nicht von einem Mann begleitet. Trotzdem wird ihr die Staatsbürgerschaft verliehen“ empörten sich zahlreiche Damen.

Ich bin sicher, dass die Welt noch mehr von Sophia hören wird.

Nun wenden wir uns jener Roboter-Dame zu, von der die meisten Experten annehmen, das sie das am weitesten entwickelte Maschinenwesen ist: ERICA.

https://eng.irl.sys.es.osaka-u.ac.jp/projects/erica.

Was hier sofort auffällt ist die Anzahl der Dialogfähigkeiten. Stimme, Körpergesten, Mimik, Augenkontakt und Berührung. Ihre Gestalter legen sehr viel Wert auf ihr Aussehen: „Es wurde mit Hilfe von CG so gestaltet, dass es die Merkmale der Gesichter schöner Menschen aufweist. Die Stimme wird durch Text-to-Speech-Technologie von höchster Qualität erzeugt. Die pneumatischen Aktuatoren bewegen ihren Körper sanft und mit nur geringen Geräuschen“.

Erica ist Teil einer Studie mit dem Ziel , „ autonome, dialogfähige Androiden zu entwickeln, die auf natürliche Weise mit Menschen interagieren und sich sozial am täglichen Leben beteiligen können“.

Der Schöpfer dieser Wesen ist Hiroshi Ishiguro. Er leitet das Intelligent Robotics Laboratory an der Universität Osaka. ERICA präsentierte er zum ersten Mal vor fünf Jahren. Seit dem hat sie Ishiguro enorm weiterentwickelt. Im März 2021 stellte er sie an ihrem Arbeitsplatz vor: es ist das Advanced Telecommunications Research Institute International in Kioto, wo sie im Empfang aktiv ist. Sie könne mittlerweile ein zehnminütiges Gespräch mit einem Besucher führen, wobei sie zwischen 150 Gesprächsthemen wählen kann. Ich glaube, sie kann besser mit einem Fremden sprechen als die meisten von uns“ lobte der Schöpfer sein Werk.

https://www.atr.jp/

Zwischendurch wurde bekannt, dass Erica in Japan als Fernsehansagerin eingesetzt wurde. 2019 begannen in Japan die Arbeiten an einem Film, in dem Erica eine Hauptrolle spielen wird.Dies hat die Medien erst Recht auf sie aufmerksam gemacht.

In einem Interview betonte Ishigoro: „Es ist eine Ehre für mich, dass meine Forschung in einem Film verwendet wird. Normalerweise ist es umgekehrt: Zuerst wird ein Film gemacht, der dann die Wissenschaft und die technologische Forschung inspiriert. Aber wenn die Forschung den Film inspiriert, bedeutet das, dass wir Forscher eine Zukunft schaffen, die bereits die Science-Fiction überholt hat. Es bedeutet, dass wir als Forscher die Vorstellungskraft hatten, etwas zu bauen, das nun einen Film inspiriert. Ich betrachte das als Anerkennung für meine Forschung.“
Was bedeute es, wenn sie die Hauptfigur sei? Ishigoru betonte: Erica könne zwar sprechen, aber nicht schauspielern.

ERICA wird nicht schauspielern? Aber was dann? „Sie ist die Hauptfigur, aber sie wird nicht in jeder Szene auftauchen. Sie wird als Ursprung des Films dargestellt. Die Lücke zwischen Wissenschaft und Technologie einerseits und Science-Fiction andererseits schließt sich. Die Zukunft, die wir ins Auge gefasst haben, ist also in Reichweite. Der Film soll die Zuschauer dazu anregen, sich Gedanken darüber zu machen, welche Art von Zukunft sie wollen. Er ist nicht einfach nur Unterhaltung. Er ist ein Gedankenexperiment. Er untersucht die Frage, wie das Leben in einer Zukunft aussehen wird, in der Menschen an der Seite von Robotern leben.“

Im Oktober 2020 richtet ein Dokumentarfilmteam des „Guardian“ seine Kameras auf ERICA. Wer dies Video aufruft, dem wird empfohlen, die Augen zu schließen. Was kann man hören? Die „Stimme hat nichts Außergewöhnliches, sie hört sich wie ein Gesang an, vielleicht ein bisschen vornehm“. Dann stellen die Leser des“ Guardian“ Fragen: Nummer eins will wissen, ob ihre Erinnerungen ihre Identität ausmachen. Der „Guardian“ fordert dazu auf, die Augen wieder zu öffnen. Was sehen Sie? „Erica ist eine Maschine. Und zwar nicht irgendeine Maschine, sondern ein unglaublich fortschrittlicher Roboter, der die Erfahrung der Interaktion mit einem echten Menschen aus Fleisch und Blut nachahmen soll“.

Dann wird ihr Schöpfer vorgestellt: Ishiguro habe den Großteil seiner Karriere damit verbracht , im Rahmen seiner Forschungen zur künstlichen Intelligenz die Elemente, die einen Menschen ausmachen, zu identifizieren und zu alchemisieren. Dabei fand er heraus: „Das menschliche Gehirn hat eine Minifunktion, um andere Menschen zu erkennen“, sagt Ishiguro. „Daher müssen wir sehr menschenähnliche Roboter haben, wenn wir eine natürliche Interaktion mit den Robotern erwarten. Die Notwendigkeit der Wiedererkennung ist von größter Bedeutung – daher die Entwicklung von Erica, einem lebensechten Roboter, dessen symmetrisches, konventionell schönes Gesicht „die Fantasie der Menschen anregen“ soll.

Der Hintergrund für diese Position erschließt sich von allein: Der Zeitpunkt naht, das immer mehr Roboter in immer mehr Arbeitsprozessen und als Dienstleister benötigt werden. Damit sie als „Kolleg:innen“ anerkannt werden, ist es notwendig, festzustellen ob sie menschenähnlich oder eher menschenfremd gestaltet werden müssen.

https://www.dhl.com/global-en/home/about-us/delivered-magazine/articles/2021/issue-2-2021/the-debate-with-professor-ishiguro-and-professor-cheng.html

Wer die Logistikbranche kennt, dem ist klar, warum der Robotereinsatz hier ein heißes Thema ist. Wir waren darum auch nicht überrascht, auf der Homepage von DHL zwei Beiträge unter der Überschrift: „Die Roboterrevolution“ zu finden.

 

Offensichtlich hat man erkannt, dass künstlich intelligente Roboter immer lebensechter werden. Zwei Fragen werden gestellt: 1.werden sie die Welt positiv verändern? 2. Wie könnte eine Interaktion zwischen Mensch und Roboter aussehen?

Es folgt der Hinweis, dass die Mehrheit der in Hollywood gemachten Filme die Roboter als „ äußerst intelligent und menschenähnlich“ darstellen, doch nur selten seien sie „gutartig.“ Darum befürchten Viele, in der Realität würde sich dann zeigen, dass sie „ zu schlau“ werden und nur an ihr eigenes Wohl denken.

Professor Cheng und Professor Ishiguro zeigen auf, wie diese Mensch-Roboter-Interaktion aussehen könnte und wo wir ihnen in den kommenden Jahren begegnen könnten.

Professsor Ishiguro stimmt zu: In der Vergangenheit war Hollywood für einen Großteil der negativen Einstellung gegenüber Robotern verantwortlich, weil sie in Filmen wie „The Terminator“ immer die Welt zerstören. “ Ich denke, das ist ein großer kultureller Unterschied zwischen Amerika und Japan. In meinem Land wurde der Roboter von Anfang an als Freund betrachtet. Abgesehen davon ist Hollywood jetzt verrückt nach dieser Technologie, und in ein paar Jahren soll Erica in ihrem eigenen 70 Millionen Dollar teuren Science-Fiction-Film mitspielen.

Doch im Moment sind Ericas Fähigkeiten noch recht begrenzt. Sie sitzt in der Lobby unseres Forschungsinstituts und unterhält sich mit unseren Besuchern, und weil sie freundlich ist, akzeptieren die Leute sie als „menschenähnlich“. Das sagt viel darüber aus, wie akzeptierend wir als Gesellschaft sind – obwohl Erica sehr weit davon entfernt ist, ein Mensch zu sein.

Ich glaube, dass Roboter die Gesellschaft bereichern werden. Wir haben zum Beispiel ein Experiment durchgeführt, um herauszufinden, wen die Menschen bevorzugen würden: einen androiden Ladenbesitzer oder einen menschlichen Ladenbesitzer? Tatsächlich waren androide Ladenbesitzer sehr beliebt“.

 

Professor Gordon Cheng:

Die Logistikbranche steht unter Druck, weil jedes Jahr eine enorme Personalfluktuation zu verzeichnen ist – dies ist ein Sektor, in dem die Robotik zunehmend ins Spiel kommen wird. Personalknappheit ist nicht nur in der westlichen Welt ein Thema. Auch chinesische Fabriken haben mit diesem Problem zu kämpfen und haben die Automatisierung eingeführt, um eine Unterbrechung der Lieferkette zu verhindern.

Natürlich gibt es das alte Argument, dass Roboter die Arbeitsplätze der Menschen übernehmen. Der Punkt ist jedoch, dass Menschen keine schmutzigen, schlecht bezahlten oder unsicheren Arbeiten verrichten wollen – wie etwa die Außenreinigung von Hochhäusern – und das sollten sie auch nicht müssen!

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sich die Interaktion zwischen Roboter und Mensch entwickeln kann. Die eine ist, dass Roboter einfach das tun, was wir ihnen sagen, so wie es Alexa oder Siri heute tun. Die andere ist, dass sie unsere Gewohnheiten lernen und mehr zu Begleitern werden. Ich persönlich bin der Meinung, dass Roboter über eine gewisse emotionale Intelligenz (EQ) verfügen sollten, da unsere Interaktionen mit ihnen sonst keinen Sinn ergeben und die Roboter nur ein Skript aufsagen. Aber EQ in Robotern zu schaffen? Das ist eine große Herausforderung.

 

Nun kennen Sie also den letzten Stand der Roboterentwicklung. Es bleibt noch viel zu tun, aber von diesem Nievau aus gesehen, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie uns gleichwertig sind.

Beste Grüße Horst Buchwald