Precision: die große Hoffnung für Millionen neurologisch Erkrankter?
28. Juni 2023Precision: die große Hoffnung für Millionen neurologisch Erkrankter?
New York, 27.6.2023
Das neuronale Implantatsystem von Precision Neuroscience wurde kürzlich bei wachen Patienten in West Virginia eingesetzt und erzeugte die vermutlich höchstauflösende Aufzeichnung menschlicher Gedanken.
In der klinischen Pilotstudie wurde das System von Precision während einer neurochirurgischen Tumorentfernung kurzzeitig am Gehirn von drei Patienten angebracht, und zwei der Patienten waren wach, um zu kommunizieren, während ihre Gehirnaktivität aufgezeichnet wurde. Nach dem Erfolg wird das Unternehmen weitere Tests am Menschen durchführen und hat sich zum Ziel gesetzt, im nächsten Jahr die FDA-Zulassung für sein erstes Gerät zu erhalten.
Precision Neuroscience wurde 2021 als Konkurrenz zu Elon Musks Neuralink gegründet und zielt darauf ab, gelähmten Patienten durch die Dekodierung ihrer neuronalen Signale bei der Bedienung digitaler Geräte zu helfen. Im Gegensatz zu Wettbewerbern ist seine Gehirn-Computer-Schnittstelle so konzipiert, dass sie sich der Gehirnoberfläche anpasst, ohne Gewebeschäden zu verursachen.
Precision zielt darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit von Patienten mit degenerativen Erkrankungen wie ALS wiederherzustellen, indem es ihnen ermöglicht, Cursor zu steuern, zu tippen und mit ihren Gedanken auf soziale Medien zuzugreifen. Schließlich möchte das Unternehmen seine Behandlungen anbieten, um Millionen von Menschen mit neurologischen Erkrankungen weltweit zu helfen.
Hintergrund:
Die menschliche Großhirnrinde besteht aus sechs Zellschichten. Precision Neuroscience baut ein Gerät , das an eine siebte Schicht erinnert. Es heißt Layer 7 Cortical Interface und ist ein Gehirnimplantat, das Patienten mit Lähmungen dabei helfen soll, digitale Geräte ausschließlich mit neuronalen Signalen zu bedienen. Dies bedeutet, dass Patienten mit schweren degenerativen Erkrankungen wie ALS wieder in der Lage sein werden, mit ihren Lieben zu kommunizieren, indem sie mit ihren Gedanken Cursor bewegen, tippen und sogar auf soziale Medien zugreifen.
Die Schicht 7 ist ein Elektrodenarray, das einem Stück Klebeband ähnelt und dünner als ein menschliches Haar ist, wodurch es sich an die Gehirnoberfläche anpasst, ohne Gewebe zu beschädigen.
Precision wurde von Benjamin Rapoport, der auch Elon Musks BCI-Unternehmen Neuralink mitbegründete, und Michael Mager mitbegründet. Doch während das BCI von Neuralink so konzipiert ist, dass es direkt in das Gehirngewebe implantiert wird, setzt Precision auf eine chirurgische Technik, die weniger invasiv ist.
Um das Layer-7-Array zu implantieren, bohrt ein Chirurg einen sehr dünnen Schlitz in den Schädel und schiebt das Gerät hinein wie einen Brief in einen Briefkasten. Mager, der auch CEO von Precision ist, sagte, der Schlitz sei weniger als einen Millimeter dick – so klein, dass Patienten für den Eingriff nicht einmal ihre Haare rasieren müssten.
„Ich denke, das ist ein großer Vorteil im Vergleich zu Technologien, die beispielsweise eine Kraniotomie erfordern, bei der ein erheblicher Teil des Schädels entfernt wird, was viel Zeit in Anspruch nimmt und ein hohes Infektionsrisiko birgt“, sagte er gegenüber CNBC. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich ein Loch in den Schädel bohren lassen wollte.“
Aufgrund der Art des Verfahrens kann Precision die Anzahl der Elektroden auf dem Array problemlos erhöhen, was laut Mager letztendlich die Verwendung des Geräts für neurologische Anwendungen über die Lähmung hinaus ermöglichen wird.
Der Eingriff ist auch reversibel, wenn Patienten entscheiden, dass sie das Implantat nicht mehr möchten oder in Zukunft neuere Versionen wünschen.
„Wenn man darüber nachdenkt, dies auf größere Patientengruppen auszudehnen, ist das Risiko-Ertrags-Verhältnis eines jeden Eingriffs eine grundlegende Überlegung für jeden, der über Medizintechnik nachdenkt“, sagte Mager. „Wenn Ihr System entweder irreversibel ist oder bei der Explantation möglicherweise schädlich ist, bedeutet das nur, dass die Verpflichtung, die Sie für die Implantation eingehen, umso größer ist.“
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