Ist die russische FaceApp sicher?

Ist die russische FaceApp sicher?

22. Juli 2019 0 Von Horst Buchwald

Ist die russische FaceApp sicher?

Berlin, 22.7.2019

Es ist beinahe unmöglich, FaceApp zu entkommen, wenn man die anderen sozialen Medien nutzt. Sie wurde im Januar 1917 ins Netz gestellt, erlebt jedoch erst jetzt einen Hype. Aus mehreren Gründen fragen sich die Nutzer nun, was macht das Unternehmen mit unseren Fotos? Beachtet es unsere Privatsphäre? Können wir dieser App trauen, wenn das dahinter stehende Unternehmen seinen Sitz in St. Petersburg hat?

Was macht diese iphone und Android- App? Sie nimmt Ihre Fotos und verändert ( oder manipuliert) sie mittels einiger intelligenter Filter. Sehr beliebt ist der kostenlose Altersfilter, weil er wirklich Aufsehen erregende Ergebnisse liefert. Dies liegt wiederum daran, das die App maschinelles Lernen einsetzt.

Millionen haben zugegriffen. Nun tauchen Fragen auf – wie diese: Wenn ich dieser Firma – wie bei Instagram oder einer beliebigen anderen App – nun den Zugriff auf sämtliche Fotos meines Handys erlaube, was bleibt dann noch vom Datenschutz übrig?

Laut „Techradar“ deute alles darauf hin, „dass sich die App verantwortungsbewusst verhält und nicht alle unsere Fotos hochlädt. Mehrere andere Entwickler haben analysiert, was übertragen wird, und sind zu dem Schluss gekommen, dass die gesamte App die Fotos hochlädt, auf die der Benutzer Filter anwenden möchte. Denn im Gegensatz zu z.B. Instagram-Filtern findet die Fotobearbeitung bei FaceApp in der Cloud statt. Mit anderen Worten, die App lädt nur das Foto hoch und dann das fertige Material herunter – die ganze clevere digitale Alterung findet auf Servern an anderer Stelle statt“.

Halten wir fest: Bis jetzt gibt es noch nichts zu kritisieren. Doch wie sieht es mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von FaceApp aus?

Hört sich extrem streng an:

„Sie gewähren FaceApp eine unbefristete, unwiderrufliche, nicht exklusive, gebührenfreie, weltweite, voll bezahlte, übertragbare, unterlizenzierbare Lizenz zur Nutzung, Vervielfältigung, Änderung, Anpassung, Veröffentlichung, Übersetzung, Erstellung abgeleiteter Werke aus Ihren Benutzerinhalten und allen Namen, Benutzernamen oder Ähnlichkeiten, die in Verbindung mit Ihren Benutzerinhalten in allen Medienformaten und Kanälen, die jetzt oder später bekannt sind, ohne Vergütung für Sie bereitgestellt werden“.

Weiter heißt es dort: „Wenn Sie Benutzerinhalte auf oder über unsere Dienste posten oder anderweitig weitergeben, verstehen Sie, dass Ihre Benutzerinhalte und alle damit verbundenen Informationen (wie z.B. Ihr [Benutzername], Standort oder Profilbild) für die Öffentlichkeit sichtbar sind.“

Also doch kein wesentlicher Unterschied zu den Bedingungen von Instagram, Facebook oder Google? Schaut man genau hin, gibt es ihn doch. Im Gegensatz zu Facebook oder Google existiert keine einfache Möglichkeit, Ihre Daten aus der App zu löschen. Im Moment müssen Sie dem Support eine schriftliche Anfrage per E-Mail schicken – obwohl die Entwickler Berichten zufolge gesagt haben, dass sie planen, dies zu erleichtern.

Es besteht auch die sekundäre Sorge, dass die App bei ihrer Werbung nicht den strengen neuen GDPR-Regeln entspricht. Aber das ist wohl eine Sache der Anwälte.

Weitere Frage: Ist es nicht problematisch, wenn dass Unternehmen russisch ist?

Nun wird es ernst, denn einige Politiker haben Bedenken angemeldet. Der Hinweis auf die Aktionen von russischer Seite während der US- Wahlen und der Hack- Angriffe auf das ukrainische Stromnetz dürfte genügen. Andererseits, so „Techradar“ , gebe es „keine Beweise dafür, dass beispielsweise die russische Regierung oder das russische Militär Daten von der App erhält oder in irgendeiner Weise in das Unternehmen involviert ist“. Zudem habe das Unternehmen darauf hingewiesen, dass die Daten auf Amazon und Googles Cloud-Servern außerhalb Russlands gespeichert seien.

Was tun?

„Techradar“meint: „Letztendlich machen wir mit FaceApp die gleichen Kompromisse und Überlegungen zum Datenschutz wie mit jeder anderen App“ und fügt hinzu: „Wie bei jeder App hängt es von den Risiken ab, die du bereit bist einzugehen.“ Beim Download von Instagram solle man sich darüber klar sein, „ dass die US-Regierung vielleicht einen Blick durch unsere Fotoalben werfen möchte“ Doch was macht‘s ? Man könne ja davon ausgehen, dass es dort mehr Sicherheitsvorkehrungen gebe, weil Amerika eine funktionierende Demokratie ist.

Anmerkung der KI-News-Redaktion:

Es geht hier also um eine Art Systemfrage: welcher App kann man mehr trauen – einer, die aus einem demokratischen Land oder jener, die aus einem nicht demokratischen Land komme? Diese Sicht greift zu kurz. Auch in demokratischen Ländern gibt es Datenmißbrauch. Das bedeutet: Wer seine Daten ( ob als Text, Foto oder Video) nicht gefährden will, sollte keiner App trauen. Andererseits: Gibt es einen hundertprozentigen Schutz für unsere Daten? Wir meinen: Nein.