Google – Entwicklerkonferenz: hilfreich für jedermann?

Google – Entwicklerkonferenz: hilfreich für jedermann?

9. Mai 2019 0 Von Horst Buchwald

Silicon Valley, 9.5.2019

„Google- I/O“ – Hilfreich für jedermann? Nein, das war nicht das Motto dieser Veranstaltung, bei der es ja eigentlich um die Weiterbildung der Entwickler für Google-Produkte geht. Doch weil die dort präsentierten Produkte in den vergangenen Jahren die Aufmerksamkeit von immer mehr Menschen rund um den Erdball ansaugte, hat sich die Chefetage gesagt, wenn sich Millionen für unsere neuen Produkte interessieren, dann müssen wir auch in die Welt hinausposaunen, was wir haben. Mit der Ansage: «Wir wollen ein Google bauen, das noch hilfreicher ist, und zwar für jedermann», versuchte CEO Sundar Pichai die Neugier der Zuhörer zu wecken. Und – hat die Welt aufgehorcht?

Zur Erinnerung: Google, das ist jener Firmengigant, der sich im Digitalen Zeitalter schon jetzt mit vier Produkten scheinbar uneinholbar von seinen Konkurrenten abgesetzt hat, denn ob als Suchmaschine (Google), E-Mail- Provider (gmail) oder als Betreiber einer Video- Plattform (Youtube) sowie als Browser- Fabrikant (Chrome) – die Dominanz in diesen Bereichen ist ernüchternd. Und nun also „Hilfe für jedermann“? Anders gefragt: Mit welchen Produkten will Google glänzen und weitere Kunden für sich erschließen?

Ein Riese wie Google hat viele noch nicht fertige mehr oder weniger „revolutionäre“ Ideen im Keller. Und die, die „laufen“, sind keineswegs perfekt. Man kann sie immer ein Stücken attraktiver machen. Schließlich sollen sie ja gekauft oder gebraucht werden und damit den Bereich BIG DATA von Google erfreuen. Manchmal, aber selten kommen Sensationen auf den Markt. Meistens sind es leichte Verbesserungen ( updates ist das gebräuchliche Schlagwort). Genau das war es, was die Google – Mannschaft präsentierte. Aber es ist eben ein Unterschied ob ich sage „Leute, hier habe ich ein paar updates“ oder ankündige: unsere Produkte sind so gut – sie helfen jedermann.

Langer Rede kurzer Sinn – hier sind sie:

Google Lens. Android nutzt die Kameralinse eines Handys, erkennt die Sprache und übersetzt, wenn es sich um eine Fremdsprache handelt. Aber Lens kann noch mehr: richtet man die Linse auf ein Bild, nennt es den Namen des Malers. Analphabeten (damit erschließt sich Google eine neuen Kundenkreis) sollen mit den Möglichkeiten von Lens besser im Alltag zurecht kommen. Derzeit werden 12 Sprachen übersetzt.

Nach einem neuen Update kann Google Lens eine Quittung lesen und Ihnen sagen, wie viel Trinkgeld Sie geben müssen. Oder Sie richten die Linse auf ein Gericht in einer Speisekarte, dann haben Sie mehrere Optionen: Lens nennt ihnen die beliebtesten Speisen, zeigt ihnen Fotos der Speisen, kann das Rezept übermitteln, auch Rezensionen des Restaurants oder/und der Speisen werden geliefert.

Google Assistant. Das Spracherkennungsprogramm wurde grundlegend verbessert; es kann nun Befehle über verschiedene Apps hinweg ausführen und Anweisungen von diktiertem Text unterscheiden. Außerdem übersetzt es Videos und Telefonate in Echtzeit.

Das hängt damit zusammen, das der Assistant schneller geworden ist. Google erklärt das folgendermaßen: wurde dem Assistenten früher ein Befehl übermittelt, mussten seine Server 100 GB Daten durchsuchen , um zu verstehen, worum es geht. Jetzt werden nur noch 500 MB durchsucht. Damit ist Google Assistant bis zu 10 mal schneller ist als zuvor.

Schon bald sollen die Nutzer auch der Lage sein, „Let’s Drive“ zu sagen, um Ihr Telefon automatisch in den Bewegungsmodus zu versetzen und Verknüpfungen zu Zielen zu erhalten, die Google bereits kennt, wie z.B. Reservierungen in einem Restaurant.

Suche. Hurra! Endlich wird Google demnächst in den Suchergebnisssen auch Podcasts berücksichtigen. Doch mehr noch: Auch animierte Fotos, die via Augmented-Reality auf den Bildschirmauftauchen, werden geliefert. Was dann noch kommt, macht die Suche mit Google zu einem Erlebnis der besondern Ar- je nach Geschmack. Die Funktion heißt „vollständige Abdeckung“. Das sei an einem Beispiel erläutert: Wenn Sie nach dem Wort „Schwarzes Loch“ suchen, erhalten Sie Text und Fotos über Schwarze Löcher, eine Zeitleiste mit Nachrichten zu diesem Thema, Podcasts darüber und mehr.

Günstigeres Smartphones . Es kostet nur $399 und soll doch ein Highend- Smartphone sein. Hat Google was zu verschenken? Irrtum. Google will nur sein Versprechen einlösen, Top-Produkte für mehr Menschen erschwinglich zu machen, sagte CEO Pichai.

Kürzlich kündigte Google eine weitere Funktion an. Mit ihr haben Sie es im Griff, wie lange Informationen über Ihren Standort oder Ihre Web- und App-Aktivität gespeichert wird. Die Nutzer können Google diese Daten entweder drei Monate oder 18 Monate lang aufbewahren lassen, und alle älteren Daten werden automatisch gelöscht.

Google will den Nutzern mit einem einzigen Tastendruck ermöglichen, zu sehen, wie Google- Apps ihre Daten verwenden und sammeln. Haben die Nutzer damit ein Problem, können sie das verhindern.

Hauptbotschaft. Damit sind wir bei der Hauptbotschaft angekommen, die Google auf diesem Event verbreitete: sie heißt auf den Punkt gebracht: „Wir glauben fest daran, das jedem Datenschutz und Privatsphärre zustehen“ betone Pichai.

Die Datenkrake – ein Datenschützer? Nein, Google hat sich kein Stück gewandelt. Sie sammeln weiterhin über die Suchmaschine, E-Mail-Accounts, Youtoub, Browsernutzung Daten in unerhörten Dimensionen ein- und jetzt werden es natürlich als Folge der verbesserten Funktionen noch mehr. Jetzt soll sich auch JEDERMANN trauen, Google-Produkte zu nutzen. Es ist alles ganz easy. Wir müssen freilich noch abwarten, in welchem Ausmaß die Nutzer per Tastendruck eingreifen. Doch eine wesentliche Korrektur können sie damit nicht erreichen. Es ist und bleibt ein ungleiches Verhältnis. Die Hauptbotschaft nutzt zwar ein wenig mehr als zuvor Jedermann, doch den größten Reibach macht Google.