Interview mit Donald Trump **    „Ich kann pokern“

Interview mit Donald Trump ** „Ich kann pokern“

10. Mai 2019 0 Von Horst Buchwald

Washington, 10.5.2019

 

Nachdem mich ein Secret Service – Mann durch ein nicht mehr nachvollziehbares Tunnelsystem geschleust hat, mit federnden Schritten, jeder doppelt so lang wie meiner, stehen wir plötzlich vor einem Fahrstuhl. Auf beiden Seiten wachen je ein weiterer Secret-Service Mann – ebenfalls Riesen, ebenfalls schwer bewaffnet.

Der Fahrstuhl zischt nach oben und der Secret- Service- Mann lächelt mich an und sagt sowas wie „Viel Spaß mit dem Mann am frühen Morgen“ – er sagt es, als erwarte mich gleich der Teufel.

„Ja, Teufel noch mal, da sind Sie ja!!“, werde ich begrüßt.

Er ist größer als ich, aber er kann mir nicht auf den Kopf spucken- der US-Präsident. Er trägt einen blauen Morgenmantel- und darunter den Schlafanzug? Egal, er rennt los, biegt in einen Flur ein , ich mache ebenfalls die Biege, er steht in der Tür eines Zimmers, winkt mich rein. Es ist ein fensterloses Zimmer. Wie in einem Verhörzimmer geht es mir durch den Kopf . „Hier sind wir ungestört“, sagt der Präsident, macht einen kurzen Schlenker um den Schreibtisch, setzt sich mit einem leisen „UFF!“ weist auf einen Sessel hin – wieder mit dieser typischen Handbewegung die nur ein kurzes Flattern darstellt und alles oder nichts bedeuten kann – also die typische Handlungsweise der Arroganten. Dann geht es ganz schnell: Ich versinke derart tief, das ich meine auf dem Erdboden zu sitzen. Von hier kann ich gerade noch sein Gesicht sehen, aber es ist eine ungewöhnliche Perspektive. Mir geht durch den Kopf: Man sitzt ganz unten, er weit oben. Das ist Absicht. Das ist eine der typischen Trump – Maschen. Doch bevor ich dazu komme, mir eine bessere Sitzposition zu verschaffen, stellt er schon mal fest:

„Wir haben genau fünf Minuten“.

Er schaut auf die riesige Standuhr links an der Wand….“jetzt sind es nur noch viereinhalb“ .

Ich registriere das und meine innere Uhr beginnt zu rechnen, mein Managementsystem im Kopf blättert durch den Wust von Unterlagen, die ich für dieses Interview durchgelesen habe – natürlich im Blitzdurchgang. Ich will aus dem Sessel raus, doch bevor ich mich erheben kann, kommt er gleich auf den Punkt:

„Sie sind Deutscher….Ihre Medien begreifen allesamt nichts von meiner Handelspolitik! Sie sehen nur, das Mercedes und BMW jetzt bluten müssen“ (damit meint er, weil die beiden Premiummarken in den USA produzieren und von dort nach China liefern, müssen sie mit Einbußen rechnen, denn ab heute morgen müssen sie ihre Luxuskarosssen mit 25% verzollen. Ds könnte so manchen Chinesen vom Kauf abschrecken).

Ich sage etwas, aber das war wohl zu leise, denn ich habe den Verdacht, das irgendwo im Raum ein Gerät steht, das meine Worte einfängt und den Ton leise dreht. Trump verzieht das Gesicht als hätte er was Saures verschluckt.

„Wollen sie was trinken? Whiskey?“

Der Präsiden spinnt. Nein, er verarscht mich. Alkohol am frühen Morgen. Es ist gerade Viertel nach sechs Washingtoner Zeit. Ich schüttle den Kopf. Er lacht. „Sie haben keinen Humor“ provoziert er weiter.

„Jetzt haben sie noch drei Minuten.“

Ja, es wird Zeit, das ich mich aus diesem dämlichen Sessel erhebe. Das mache ich und setze mich auf den Schreibtisch. Er ist leer. Ja, nichts ist drauf. Kein PC, kein Telefon, nicht mal das Rote. Kein Stück Papier. Nichts. Egal. Ich zücke mein digitales Tonband und stelle die erste Frage, diesmal sehr laut. Der Präsident zuckt etwas, damit hat er nicht gerechnet.

„Herr Präsident, Sie verhandeln mit den Chinesen nun schon ein Jahr – ohne einen Durchbruch erzielt zu haben. Nun setzen Sie auf Druck und belegen die Importe aus China jetzt mit 25 Prozent Zoll. Warum nicht gleich 50 ?“

Er lächelt mich an. Sagt nichts.

„Okay“ sage ich, „Sie wissen es nicht. Brauchen Sie Nachhilfeunterricht?“

Jetzt wird er sauer. Will was sagen, doch ich komme ihm zuvor:

„Wissen Sie eigentlich, wer die Zeche Ihrer Entscheidung zahlen muß? Sie behaupten: das sind die Chinesen. Falsch Herr Präsident, es sind die amerikanischen Importeure und die wälzen ihre höheren Einkaufspreise auf die Verbraucher ab. Also zahlen die kleinen Leute, Ihre Wähler. Und wenn die Chinesen ernst machen, dann erhöhen sie ebenfalls ihre Zölle und dann gehen selbst einige US- Multis in die Knie.“

Er schüttelt heftig mit dem Kopf. „Alles falsch.“ Er winkt ab. „Sie haben noch eine letzte Frage“.

Ich schaue auf die Uhr und kalkuliere, wie lang ich benötige, um die Sache mit Huawei anzusprechen. Doch das würde zu lange dauern. Also die nächste Frage:

„In einigen Medien Ihres Landes konnte man heute lesen, die höheren Zölle auf chinesische Importe hätten „katastrophale Folgen“ für die US-Ausrüstungshersteller, die amerikanischen Landwirte und andere, die bereits von niedrigeren Rohstoffpreisen betroffen sind. Urheber der Kritik ist eine Industriehandelsgruppe. Was sagen Sie dazu?“

„Typisch… Fake News….eine Industriehandelsgruppe …. ja?“ Er schaut mich warnend an: „Wer kann das sein?“

„Die Association of Equipment Manufacturers. Sie vertritt mehr als 1.000 Hersteller von Land-, Bau- und Bergbaumaschinen in Ihrem Land. Und die hat ausgerechnet: Die Zölle werden die Exporte drosseln und die Beschäftigungsgewinne für die Industrie über einen Zeitraum von 10 Jahren um bis zu 400.000 unterdrücken. Was sagen sie dazu?“

Er überhört die Frage, erhebt sich, sagt „Danke“ und geleitet mich mit einem Hyänenlächeln hinaus. Dann bleibt er plötzlich im Türrahmen stehen und sagt zu meiner Überraschung:

„ Wir sollten das Gespräch morgen fortsetzen“.

Ich kann es kaum fassen, gebe mich aber so gelassen wie möglich. Okay, dann um die gleiche Uhrzeit. Dann bringe ich aber gleich die Sache mit Huwei und 5G.

Doch da fällt mir noch was ein: Herr Präsident, können Sie Schach?

„Ich kann pokern.“

„Pokern erfordert nicht viel Nachdenken, schon gar nicht strategisches. Schach schon. Ihr Gegner beherrscht Schach großmeisterlich.“

Trump reagiert gar nicht. Denkt er etwa nach? „Bis morgen“ dann ist die Tür zu dem fensterlosen Raum geschlossen.

(wird fortgesetzt)

** dieses Interview ist fiktiv, hat so in der Realität nie stattgefunden.