Kleine Konkurrenten werfen Google Missbrauch der Marktmacht vor

Kleine Konkurrenten werfen Google Missbrauch der Marktmacht vor

14. August 2019 0 Von Horst Buchwald

Kleine Konkurrenten werfen Google Missbrauch der Marktmacht vor

Brüssel, 14.8.2019

Google kündigte Anfang August an, dass es eine Auktion durchführen wolle, um alternativen Suchmaschinen zu ermöglichen, zum Standardanbieter für mobile Geräte in Europa zu werden. Ab 2020 würde dann jeder, der ein neues Android-Gerät einrichtet oder sein bestehendes Gerät werkseitig zurücksetzt, in einem Auswahlbildschirm aufgefordert, die Suchmaschine auszuwählen, die er standardmäßig verwenden möchte.

Dieser Schritt war eine Reaktion auf eine Rekordstrafe von 5 Milliarden Dollar, die im vergangenen Jahr von den EU-Kartellbehörden gegen den Suchgiganten verhängt wurde. Dieser hatte seine Dienste auf Android so gebündelt, das die Smartphonhersteller gezwungen wurden, bestimmte Google-Anwendungen vorab zu installieren, um Zugang zu anderen zu erhalten. Als Reaktion auf die Geldbuße, gegen die das Unternehmen derzeit Berufung einlegt, kündigte Google eine vollständige Überarbeitung seines Android-Lizenzmodells in Europa an. Anfang dieses Jahres begann Google, alternative Browser und Suchmaschinen für Android-Nutzer vorzuschlagen, obwohl Chrome und Google Search immer noch als Standard aktiviert waren.

Als erster lehnte die ethische Suchmaschine Ecosia das Angebot ab und forderte den Internetriesen auf, sein „schädliches monopolistisches Verhalten“ zu stoppen, das „unmoralisch und wettbewerbswidrig“ sei. Nach der Ankündigung von Google am 2. August sagte Ecosia CEO Christian Kroll: Ecosia verwende seine Einnahmen, um Bäume in Gebieten zu pflanzen, die von Entwaldung oder Wüstenbildung betroffen seien , und nicht, um für die Teilnahme an Ausschreibungen zu bezahlen. Eine Teilnahme würde bedeuten, das Millionen von Bäumen nicht gepflanzt werden können.

In den folgenden Tagen lehnten weitere potenzielle Bieter eine Teilnahme an dem Auktionsprozess ab. Gabriel Weinberg, Gründer und CEO der datenschutzorientierten Suchmaschine DuckDuckGo, stellte fest, dass eine „Pay-to-Play“-Auktion mit nur vier Slots zwar Potenzial habe, aber lediglich dazu diene, die Möglichkeiten der Nutzer einzuschränken, da sie nicht mit der vollen Bandbreite an Alternativen ausgestattet seien. Er betonte, dass dies Google somit auf Kosten der Konkurrenz profitieren werde.

Das in Frankreich ansässige Suchunternehmen Qwant lehnte eine Teilnahme ab. Begründung: Es ist nicht Sache von Google, seinen Wettbewerbern jetzt durch ein Auktionssystem, das weder den europäischen Verbrauchern noch dem freien Wettbewerb zugute kommt, der durch ein solches Verfahren nicht verzerrt werden sollte, sein fehlerhaftes Verhalten und die Höhe der Geldbuße in Rechnung zu stellen.“

Weil sich Google nach Meinung der kleinen Konkurrenten nicht wettbewerbsgerecht vehält, forden sie nun, das die europäischen Regulierungsbehörde eingreifen, um sicherzustellen, dass Google ein System entwirft, das von allen betroffenen Parteien akzeptiert wird.